„Auch wenn eine solche Auswahl nicht repräsentativ sein kann, vermittelt sie dennoch ein Bild und eine Vorstellung des autistischen Spektrums, das anderweitig nur schwer zu erhalten ist. Unterschiede werden genauso sichtbar wie Gemeinsamkeiten. Herausforderungen und Lösungen sind individuell und zeigen doch gleichzeitig, was das Erleben vieler Autistinnen und Autisten ausmacht.“ (Seite 7)
Im Herbst 2020 riefen die Herausgeber von Ein Pinguin unter Störchen zur Einsendung von Texten auf, die sowohl Hürden im Alltag von Menschen im Autismus-Spektrum zeigen als auch Bewältigungsstrategien vorstellen. Das Buch enthält eine Auswahl der Einsendungen.
Thematisiert werden in Ein Pinguin unter Störchen z.B. Herausforderungen im Alltag, im Job, in der Partnerschaft, in Freundschaften und in der Familie sowie Emotionen, Spontanität, Small Talk, Reizüberflutung, Ängste, mangelndes Selbstvertrauen, Augenkontakt, Wrong-Planet-Syndrom, Spezialinteressen, Diagnosestellung, Skills, Achtsamkeit, Stärken und Talente.
Ich habe therapeutisch sehr wenig mit Autismus-Spektrum-Störungen zu tun und würde sagen, in diesem Bereich habe ich das geringste theoretische und praktische Wissen von allen psychiatrischen Diagnosen.
Das Buch zeigt die Vielfältigkeit von Autismus-Spektrum-Störungen und bietet sowohl Einblicke in Problembereiche als auch in Ressourcen. Ich empfand die Auswahl der Geschichten als sehr gelungen, weil sie ein breites Feld abdecken und so sehr viel Wissen vermitteln. Vor allem die letzte (und titelgebende) Geschichte fand ich sehr gelungen und sehr berührend.
„Wenn ich Autismus in einem Satz zusammenfassen müsste, dann wäre es dieser: Autismus bedeutet für mich, ein Pinguin zu sein in einer Welt voller Störche. […] Aber ein Pinguin wird kein Storch, wenn man lange genug ignoriert, dass er nicht fliegen kann.“ (Seite 132)
Aspies e.V. und Silke Lipinski (Herausgeber): Ein Pinguin unter Störchen. Leben mit Autismus. BALANCE Buch + Medien Verlag, 2021, 160 Seiten; 18 Euro.