Huhn mit Pflaumen von Marjane Satrapi

„Er konzentrierte sich schließlich auf sein Lieblingsgericht: Huhn mit Pflaumen. Eine Spezialität seiner Mutter, zubereitet mit Huhn, Pflaumen, kandierten Zwiebeln, Tomaten, Kurkuma und Safran, serviert mit Reis.“ (Seite 39)

Teheran im Jahre 1958: Der bekannte Tar-Spieler Nasser Ali Khan, der Großonkel von Marjane Satrapi, ist verzweifelt: Im Streit hat seine Frau sein wertvolles und unersetzliches Instrument zerbrochen, und nun reist er durchs Land, um sich einen neuen Tar zu kaufen.

Doch er hat die Freude am Tar-Spielen verloren, nichts bringt ihn aus seiner Lethargie und Freudlosigkeit, nichts schmeckt ihm, nichts interessiert ihn, und so beschließt er zu sterben.

Huhn mit Pflaumen erzählt von seinen letzten 8 Tagen.

Als ich noch Fleisch gegessen habe, habe ich persische Fleischgerichte mit Früchten geliebt, z.B. Albalu Polo (Huhn mit Kirschen) und Khoresht-e Fesendschān (Huhn mit Granatapfel und Walnüssen). Dies war meine allererste Assoziation, als ich Huhn mit Pflaumen in den Händen hielt – schöne Erinnerungen an Restaurantbesuche, Essen mit Freunden und eigenes Kochen. Doch in diesem Buch erzählt Satrapi keine unterhaltsame Geschichte um kulinarische Besonderheiten im Iran, sondern eine tragische Geschichte um Musik, Liebe und Verzweiflung.

Ich habe ein generelles Interesse am Iran bzw. an Persien, so dass ich mich schon ausführlicher mit dem Land, seiner Geschichte und Politik auseinandergesetzt habe, und vor fast 20 Jahren habe ich auch Persepolis von Satrapi mit großer Begeisterung gelesen.

Satrapi berichtet in Huhn mit Pflaumen vom Leben ihres Großonkels, seiner Ehe, seinen Kindern, seiner Liebe zur Musik, von Streit, Verzweiflung, Freudlosigkeit. Der Comic ist dabei meisterhaft gezeichnet, so wie ich das von Satrapi kenne. Er ist recht düster, detailreich, sehr bewegend, und die Geschichte wird sehr eindringlich erzählt.

Ich konnte mich so gut in die Geschichte einfühlen, dass ich am Ende Gänsehaut hatte. Nicht nur die Zeichnungen, sondern auch der Spannungsbogen ist Satrapi extrem gut gelungen.

Marjane Satrapi: Huhn mit Pflaumen. Edition Moderne, 2006, 86 Seiten; vergriffen (antiquarisch erhältlich).

Dazu hab ich auch was zu sagen!