Weil wir längst woanders sind von Rasha Khayat

„Fast mühelos wirkt sie hier, wie eine stärkere, mutigere Version ihrer selbst.“

Basil und seine Schwester Layla haben als Kinder zusammen mit ihren Eltern die saudische Heimat verlassen und fortan in Deutschland gelebt. Nach 20 Jahren kehrt Layla schließlich nach Saudi-Arabien zurück, in ein Land, das sie kaum kennt, und um einen Mann zu heiraten, den sie kaum kennt.

Ihr Bruder Basil, zu dem Layla stets ein sehr inniges Verhältnis hatte, reist für ihre Hochzeit nach Jeddah und versucht zu verstehen, was der treibende Motor hinter Laylas wenig nachvollziehbarer Entscheidung ist.

Ich fand Weil wir längst woanders sind schlichtweg wunderbar.

Die Rückblenden, die Perspektiven- und Ortswechsel haben beim Lesen viel Spannung erzeugt und dafür gesorgt, dass dem Leser auf wenigen Seiten eine komplexe Geschichte um Heimat und Integration, Heimatlosigkeit und Sehnsucht erzählt und nahegebracht wurde.

Die detailgetreuen Beschreibungen der Personen, der Handlungsorte, der Situationen und der Ereignisse haben mir besonders gut gefallen, da sie mich beim Lesen vor Ort versetzen und eine authentische Stimmung erzeugen konnten. Gelungen fand ich zudem, dass Saudi-Arabien weniger schwarz/weiß geschildert wurde, als man es für gewöhnlich liest, und dass man als Leser zwischen den Zeilen viel über das Land und seine Bewohner erfahren kann.

Auch sprachlich hat mir der Roman gefallen, denn er lässt sich flüssig lesen, und der einnehmende Erzählstil sorgt dafür, dass man das Buch fast ohne Unterbrechung durchliest.

Meiner Meinung empfiehlt es sich, ein bisschen Arabisch zu verstehen, denn im Buch sind immer wieder einfache Sätze auf Arabisch (in Umschrift) eingestreut. Diese sind zwar nicht essentiell für das Verständnis der Geschichte, aber sie tragen meiner Meinung nach durchaus dazu bei, ein besseres Gespür für die Kultur, die sprachlichen Besonderheiten und die Mentalität der Saudis zu bekommen.

Weil wir längst woanders sind ist ein Roman, der auf fesselnde und anschauliche Weise die Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen zeigt.

Rasha Khayat: Weil wir längst woanders sind. DuMont Buchverlag, 2017, 206 Seiten; 10 Euro.

Dieser Post ist Teil des Themas „Arabische Halbinsel“ im Februar 2018.

7 Gedanken zu „Weil wir längst woanders sind von Rasha Khayat“

  1. Eine schöne Beschreibung; ich hatte zuvor noch nie vom Buch gehört und jetzt richtig Lust darauf bekommen! Auch die Idee, Saudi-Arabien literarisch zu entdecken, finde ich großartig. Ich bin gespannt auf die folgenden Bücher.
    VieleGrüße
    Jana

Dazu hab ich auch was zu sagen!