
„Und inmitten all dieses Unheils schuf die Weltliteratur ihre schönsten Klagegesänge, hinreißend nostalgisch, voll beredter Wut – Meisterwerke, so unser Versprechen, die wir gemeinsam studieren würden.“ (Seite 73)
Mai 2119: Der Literaturwissenschaftler Thomas Metcalfe recherchiert zu den Jahren 1990 bis 2030, liest 12 Bände von Vivien Blundys Tagebüchern. Sie war die Ehefrau des großen Dichters Francis Blundy, der ihr 2014 zum Geburtstag ein Gedicht geschrieben hat – „Ein Sonettenkranz für Vivien“ -, das seither verschollen ist.
Ian McEwan erzählt in Was wir wissen können von diesem Sonettenkranz, von der Suche danach und von einer Zukunft, die geprägt ist von Überflutungen, Klimawandel, Atomkrieg sowie Ignoranz und Arroganz der Menschen, was schließlich zur Katastrophe führte.
Ich habe schon einiges von McEwan gelesen und mag ihn als Autor, aber ich bin kein eingefleischter Fan, der jede Neuerscheinung sofort liest.
Der Handlungsort in Oxford mit der Bodleian Library hat mir gut gefallen, da ich Oxford bereits bereist habe. Auch den Einstieg in das Buch fand ich gut, doch im Verlauf fiel die Spannungskurve recht schnell ab.
Die Zukunftsvision, die alles andere als schön ist, empfand ich als spannend, gleichzeitig als beängstigend und dystopisch, und die Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen Themen fand ich gelungen. Diese Anteile des Buches haben mir gefallen, doch letztendlich war mir der Roman aber deutlich zu lang und zu langatmig. McEwan hat mich hier irgendwie gar nicht abholen können, und ich habe mich eher etwas durch die Lektüre gequält.
Ian McEwan: Was wir wissen können. Übersetzung von Bernhard Robben. Diogenes, 2025, 480 Seiten; 28 Euro.