
„Der Moment, in dem Marlene begriff, dass sie die Toilettenkabine nicht auf dem üblichen Weg verlassen konnte, war der erste seit Wochen, in dem Rolfs Tod keine Rolle spielte.“ (Track 1)
Marlenes Ehemann Rolf hat sich suizidiert, und Marlene hält die Tage nur noch mit Alkohol und Benzodiazepinen durch. Nach 30 Jahren Ehe ist Marlene einsam, rat- und perspektivlos, und sie plant ihren eigenen Tod.
Marlenes Umfeld sorgt sich und bietet ihr immer wieder Hilfe an. Doch keiner scheint zu Marlene durchzudringen.
Eines Tages kommt ein Handwerker zu Marlene – es handelt sich um ihren ehemaligen Schüler Jack. Er bleibt über Nacht im Gästezimmer, weil er gerade wohnungslos ist. Und von da an verbringen er und Marlene öfter Zeit miteinander.
Schließlich zieht Jack bei ihr ein, päppelt sie auf und gibt ihr eine gewisse Lebensfreude zurück.
Von hier aus weiter ist ein einfühlsamer Roman, der es ermöglicht, sich sehr gut in Marlene hineinzuversetzen und ihre Trauer und ihre Wut zu spüren. Dies ist natürlich durchaus bedrückend, aber im Verlauf auch hoffnungsvoll. Und beim Hören kann man sowohl den Trauerprozess Marlenes als auch ihren Weg zurück ins Leben mitverfolgen.
Die Susann Pásztor zeigt, welche Bedeutung Menschen im Umfeld haben, um nach einem Schicksalsschlag zurück in Normalität und Alltag zu kommen. Gleichzeitig zeigt sie, wie stark Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung persistieren, auch wenn man Menschen im Umfeld hat und langsam wieder in Normalität und Alltag zurückkehrt.
Im Verlauf empfand ich den Roman als ein wenig langatmiger als der wirklich gelungene Einstieg. Nichtsdestotrotz hat mir dieser Roman, der zudem sehr angenehm und ansprechend von Ruth Reinecke eingelesen wurde, gut gefallen.
Susann Pásztor: Von hier aus weiter. Ungekürzte Lesung von Ruth Reinecke. Argon, 2025; 16,95 Euro.