„Ich glaube, Gabrijel Jukić war einer der widersprüchlichsten Menschen, von denen ich je gehört habe.“
In Pažina, einem fiktiven Dorf in der Nähe Dubrovniks, wird der Pfarrer Gabrijel Jukić eines Nachts umgebracht. Am nächsten Morgen wird er von seiner Pfarrhaushälterin in seinem Bett gefunden – mit einem Messer in der Brust und mit durchschnittener Kehle.
Der Fall gibt der Polizei Dubrovnik von Anfang an Rätsel auf, denn man kennt sich hier im Dorf, Hunde schlagen bei Fremden an, jedes ungewöhnliche Geräusch wird sofort von Nachbarn registriert. Wie ist der Täter ins Dorf gekommen? Oder ist der Täter gar einer der Nachbarn?
Auch der Pfarrer selbst ist nicht so leicht greifbar: einerseits knausrig, andererseits freigiebig, beliebt, aber reserviert, mit festen Prinzipien, die er bisweilen bricht.
Inspektor Roko Matić und seine Kollegin Maša Marlais ermitteln in diesem Fall, der ihr erster gemeinsamer Mordfall ist.
Ich war noch nie in Dubrovnik, aber trotzdem verbinde ich sehr viele Kindheitserinnerungen mit der Stadt, da Ragusa (der frühere Name der Stadt) eine zentrale Rolle in Comics gespielt hat, die ich als Kind (und auch später) geliebt habe.
Mir hat dieser virtuelle Ausflug nach Kroatien sehr gut gefallen, und ich empfand diesen Kriminalroman als unterhaltsam, stimmungsvoll, spannend, lebendig, sympathisch und gelungen.
Der Roman liest sich flott und hat mich in die Altstadt von Dubrovnik und ins fiktive Dörfchen Pažina versetzt. Gefallen hat mir auch, dass die Zeugenbefragungen sehr ausführlich geschildert werden, so dass man als Leser beinahe das Gefühl hat, mit live dabei zu sein. So bekommt man beim Lesen ein gutes Gespür für die Figuren, es entsteht im Kopf des Lesers ein komplexes Bild des Dorfes und der Tat, und man kann gut miträtseln, wer denn nun der Täter ist.
Ranka Keser: Tod in Dubrovnik. Kriminalroman. Emons, 2022, 272 Seiten; 13 Euro.