Stalins Kühe von Sofi Oksanen

„Der schlimmste Feind des Esten ist der Este.“

Anna ist Bulimikerin, ihr Leben ist bestimmt vom Essen und von der Beschäftigung mit Essen. In Stalins Kühe wird die Geschichte von Anna und ihrer Krankheit, von Annas Familie und ihrer Herkunft erzählt. So wie Anna ihre Krankheit leugnet, leugnet ihre Mutter Katariina ihre estnische Herkunft und erwartet auch von Anna, dass sie nicht über ihre Familiensituation spricht, denn Estinnen sind in Finnland nicht angesehen.

Ich habe bereits Fegefeuer von Sofi Oksanen mit großer Begeisterung gelesen und bin ebenso beeindruckt von Stalins Kühe. Besonders gut haben mir die verschiedenen Zeitebenen gefallen: Man liest von Annas Kampf gegen ihre Bulimie, man erfährt von Katariinas Leben in Estland, von ihrer Heirat mit einem Finnen und von ihrem neuen Leben in Finnland, man bekommt Einblicke in die Geschichte Estlands vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart.

Der Schreibstil ist (wie bei Fegefeuer) sehr eindringlich und sehr direkt, wodurch das Buch oft sehr explizit, wenig zimperlich und sehr verstörend wird. Da ich „vom Fach“ bin und mich dadurch recht gut mit Essstörungen auskenne, kann ich sagen, dass die Schilderungen von Annas Essstörung unglaublich authentisch und befremdend realistisch erscheinen, dass der Leser hier sehr viel über Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge eating lernen kann.

Sofi Oksanen: Stalins Kühe. Aus dem Finnischen von Angela Plöger. btb, 2014, 496 Seiten; 10,99 Euro

Dieser Post gehört zum Finnland-Monatsthema im Januar 2020.

Ein Gedanke zu „Stalins Kühe von Sofi Oksanen“

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