„Es ist angenehm, zu frieren und sich naß regnen zu lassen, wenn man weiß, daß man sich gleich aufwärmen kann.“ (Seite 32)
Anton Čechovs Herbstgeschichten thematisieren unerfüllte Liebe und Freundschaft, Aristokratie und Leibeigenschaft, Traurigkeit und Schwermut, Musik und Spiritismus, Vodka und Piroggen, Gewalt und Schulden, Krankheit und Tod, Armut und Reichtum,
Geistliche und Beamte, Bauern und Jäger, Herren und Lakaien.
Die 21 Geschichten bieten ein komplexes und gelungenes Abbild des Lebens im Russland Jahrzehnte vor der Oktoberrevolution im Jahre 1917.
Ich liebe russische Autoren des 19. Jahrhunderts, die ich bevorzugt in der kalten Jahreszeit lese. Nun bricht gerade der Herbst herein, und es war für mich die perfekte Zeit für Čechovs Herbstgeschichten.
Die Erzählungen sind stimmungsvoll, haben es problemlos geschafft, mich ins Zaristische Russland einzudenken und einzufühlen zu lassen, haben mich mitgenommen in die längst vergangene Zeit, die Čechov meisterhaft und atmosphärisch eingefangen hat.
Besonders gelungen fand ich die herbstliche Stimmung in den Erzählungen, die perfekt zur aktuellen Jahreszeit gepasst hat, so dass ich jedem nur empfehlen kann, die Jahreszeiten-Bände von Čechov tatsächlich in der jeweiligen Jahreszeit zu lesen. Ich freue mich schon auf den Winter und auf den Winter-Band von Čechov.
Anton Čechov: Späte Blumen. Herbstgeschichten. Aus dem Russische von Peter Urban und Beate Rausch. Ausgewählt von Christine Stemmermann. Diogenes, 2023, 256 Seiten; 25 Euro.
Ein Gedanke zu „Späte Blumen. Herbstgeschichten von Anton Čechov“