Muldental von Daniela Krien

„Wir lesen gern vom Scheitern – wenn am Ende ein Sieg steht. Wir lieben Geschichten über Menschen, die allen Widerständen zum Trotz das Beste aus ihrem Leben gemacht haben.“ (Seite 10)

Daniela Krien erzählt in Muldental von Menschen, die nach dem Fall der Mauer in ihrem Leben eine gewisse Orientierungslosigkeit erfahren, die durch die politischen Veränderungen den Boden unter den Füßen verlieren und deren Leben sich teilweise rapide wandelt.

Eine dieser Personen ist Marie, die von der Stasi unter Druck gesetzt wurde und regelmäßige Berichte abgeben soll.

Bettina und Maren, die in ihrer Jugend zur gleichen Clique gehört haben, treffen sich nach vielen Jahren im Jobcenter wieder und sind in finanziellen Schwierigkeiten. Gemeinsam schmieden sie Zukunftspläne, die sie aus der finanziellen Not befreien sollen.

Juliane putzt bei einer scheinbar perfekten Familie wöchentlich die Wohnung und deckt ein recht dunkles Geheimnis auf.

Otto und Maggie erleben den Fall der Mauer vorerst als Segen, der schließlich zur persönlichen Katastrophe wird.

Ludwig wurde durch den Bau der Mauer von seiner an Schizophrenie erkrankten Schwester getrennt und macht sich nach der Grenzöffnung auf den Weg, um sie zu besuchen.

So unterschiedlich die Menschen und ihre Geschichten in Muldental auch sind, sie sind vereint durch ihre DDR-Herkunft und durch die Tatsache, dass sie Verlierer der Wende sind. Dreh- und Angelpunkt ist dabei Muldental, woher die Figuren stammen und wo sie zum Teil noch immer leben.

Ich empfand die Erzählungen als sehr berührend, und gelungen fand ich auch, dass sie sich unabhängig voneinander lesen und verstehen lassen, dass sie jedoch auch alle miteinander verbunden sind.

Während die ersten Geschichten des Bandes zwar bewegend sind, mich aber nicht ganz ins Herz getroffen haben, hat sich das im Verlauf deutlich verändert, denn mit der Zeit werden die Erzählungen meines Erachtens immer tragischer und anrührender, haben zumindest bei mir sehr viel angestoßen. Die Erzählungen sind allesamt eher reserviert, aber dennoch einfühlsam erzählt und sprachlich ebenso schnörkellos wie anspruchsvoll.

Ich kannte vor der Lektüre bereits den Roman Die Liebe im Ernstfall von Krien, der mir gut gefallen hat, doch Muldental hat mich so tief bewegt, dass ich nach dem Lesen sicher bin, dass ich von dieser Autorin noch viel lesen möchte.

Daniela Krien: Muldental. Diogenes Verlag, 2020, 229 Seiten; 22 Euro.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert