„Angesichts der negativen Begriffsverwendung und der Vorurteile und Ablehnung gegenüber Personen mit Schizophrenie überrascht es nicht, dass die Konfrontation mit der Diagnose der Schizophrenie bei Betroffenen zumeist tiefe Beunruhigung, Angst und Pessimismus auslöst.“ (Seite 20)
Nach einer Beschreibung von Symptomatik, Verlauf, Prognose, Epidemiologie und Prävalenz sowie der Ätiologie der Schizophrenie beschreibt Tania Lincoln diagnostische Verfahren, bevor sie sich detailliert mit der psychotherapeutischen Behandlung der Schizophrenie auseinandersetzt. Schwerpunkte werden hier auf die Arbeit mit Halluzinationen bzw. mit Wahn sowie auf Interventionen für Negativsymptome gelegt. Weitere Kapitel befassen sich mit belastenden Symptomen wie Suizidalität, Angst und kognitive Defizite sowie mit Umstrukturierung dysfunktionaler Grundannahmen und Rückfallprävention.
Ich beschäftige mich schon seit mehr als 25 Jahren mit der Schizophrenie, habe viele Jahre zum Thema geforscht und an der Universität gelehrt, habe einen persönlichen Bezug zur Schizophrenie und möchte in Zukunft psychotherapeutisch mit Betroffenen arbeiten. Lincolns Buch war für mich viel Wiederholung, da ich durch die jahrelange Beschäftigung mit der Schizophrenie eine sehr gute Wissensbasis habe und zudem bereits Workshops zur psychotherapeutischen Arbeit mit Betroffenen besucht habe. Nichtsdestotrotz hat mir Lincoln sehr viel Wissen vermittelt und mich zudem weiter darin bestärkt, wie wichtig und belohnend die Arbeit mit Betroffenen ist.
Lincoln schreibt sehr wertschätzend von Betroffenen und bietet eine sehr realistische Einschätzung, was psychotherapeutisch möglich ist und was nicht. Sie erwähnt zudem viele Fallbeispiele, wodurch ihr Buch nicht nur aktuell, wissenschaftlich fundiert und in höchstem Maße relevant für die Arbeit mit Betroffenen, sondern auch praxisnah ist.
Besonders gelungen fand ich den Fokus auf Wahn, Halluzinationen und dysfunktionale Grundüberzeugungen sowie die konkreten Tipps für Gesprächsführung bei der Diagnostik und die Auswahl spezifischer Probleme und Vorschläge für einen therapeutischen Umgang damit.
Kognitive Verhaltenstherapie der Schizophrenie ist ein Buch, in dem ich sicherlich noch sehr oft nachlesen und nachschlagen werde. Meine Besprechung bezieht sich übrigens auf die 2. Auflage, nicht auf die aktuellste (3.) Auflage des Buches.
Tania Lincoln: Kognitive Verhaltenstherapie der Schizophrenie. Ein individuenzentrierter Ansatz. Hogrefe Verlag, 2014, 171 Seiten; 39,95 Euro.