„Damit erfahren die Patienten, dass sie in der Lage sind, einen zuvor als unausweichlich betrachteten ‚Teufelskreis‘ zu unterbrechen, nicht immer tiefer die Depressionsspirale hinunter zu rutschen, sondern das eigene Verhalten kontrollieren und verändern zu können.“ (Seite 104)
Martin Hautzinger fasst in seinem Buch die wichtigsten Informationen zu Depression im Allgemeinen (Erscheinungsbild, Epidemiologie und Komorbidität, Klassifikation und Diagnostik, Erklärungsansätze, Therapieforschung und Indikation für kognitive Verhaltenstherapie) sowie zur psychotherapeutischen Behandlung der Depression zusammen.
Bezüglich der Psychotherapie geht Hautzinger näher auf die Struktur der Behandlung und die Grundelemente erfolgreicher Psychotherapie ein, bevor er Verhaltensaktivierung, Veränderung der Kognitionen sowie Erwerb von (sozialen) Fertigkeiten und Kompetenzen thematisiert.
Schließlich geht er noch auf chronische Depressionen, auf Krisenintervention und Rückfallprophylaxe, auf rezidivierende Depressionen und auf Depressionen ein, die komorbid zu somatischen Erkrankungen auftreten.
Ich kenne das Hautzinger-Manual zur Behandlung von Depressionen wirklich in- und auswendig und würde sogar so weit gehen und sagen, dass man mich mitten in der Nacht wachrütteln könnte und ich dann ohne Zögern das Manual herunterbeten könnte.
Wieso dann dieses Buch? – Weil man manchmal so routiniert ist, dass man nicht mehr hinterfragt und bestimmte Nuancen nicht mehr auf dem Schirm hat. Das wollte ich gerne ändern. Und tatsächlich habe ich dazugelernt und Dinge gelesen, die ich nun gerne in meine psychotherapeutische Behandlung von Menschen mit Depressionen einfließen lasse bzw. bereits ausprobiert habe.
Hautzinger widmet sich der Thematik auf sehr detaillierte Weise und bietet umfassende Informationen, schreibt zugleich aber auch sehr verständlich. Das Buch ist sehr klar gegliedert, und Hautzinger veranschaulicht das Geschriebene mit Fallbeispielen, die das Buch sehr praxisnah machen.
Sehr gelungen fand ich auch die Gegenüberstellungen von günstigem und ungünstigem Therapeutenverhalten, und gerade in dieser Hinsicht bietet das Buch viel mehr als „nur“ eine detaillierte Erläuterung der kognitiven Verhaltenstherapie bei depressiven Störungen, nämlich einen gelungenen und hilfreichen Einblick in die kognitive Verhaltenstherapie an sich.
Martin Hautzinger: Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen. Beltz Verlag, 2021, 289 Seiten; 46,95 Euro.