„Dieser Mann sollte nicht verdächtig sein, die zwölf Jungs umgebracht zu haben?“ (Seite 122)
Im September 1918 sowie von Februar 1923 bis Juni 1924 tötete Fritz Haarmann mindestens 24 männliche Personen im Alter von zehn bis 22 Jahren. Er wurde für die Morde zum Tode verurteilt und starb 1925 durch Enthaupten mit dem Fallbeil.
Dirk Kurbjuweit erzählt in seinem „wahren Kriminalroman“ die Geschichte Haarmanns, seiner Morde, der Versuche, ihn dingfest zu machen, und seiner Verhaftung, Verurteilung und Hinrichtung.
Ich habe mich bereits näher mit Haarmann beschäftigt, u.a. durch die gelungene Graphic Novel Haarmann. Kurbjuweit hat der mir bekannten Geschichte um Haarmann viele zusätzliche Details und Fakten, vor allem aber eine authentische Beschreibung der Epoche hinzugefügt.
Beim Lesen des ebenso düsteren wie packenden Kriminalromans lässt der Autor die frühe Weimarer Republik auferstehen, schildert die Handlungsorte in Hannover, die Wohnung Haarmanns und sein Vorgehen mit Akribie und sprachlich anspruchsvoll.
Wer die Geschichte um Haarmann bereits kennt und meint, er brauche kein weiteres Buch über den Serienmörder lesen, dem lege ich Haarmann ganz besonders ans Herz, denn Kurbjuweit ist ein erstklassiges Buch über den „Kannibalen von Hannover“ gelungen, das nicht nur spannend, sondern auch ein Sittengemälde der 1920er Jahre ist.
Dirk Kurbjuweit: Haarmann. Kriminalroman. Penguin Verlag, 2020, 320 Seiten; 22 Euro.