Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen von Jaroslav Rudiš

„Meine Freunde hatten zu Hause Platten von The Cure, Depeche Mode oder The Smiths, teuer erstanden und aus dem Westen eingeschmuggelt, und ich besaß eine LP mit Dampflokgeräuschen […].“ (Seite 22)

Schon als Kind wollte Jaroslav Rudiš Lokführer werden, doch als Brillenträger hatte er bei den Tschechischen Staatsbahnen keine Chance, und sein Traum platzte wie eine Seifenblase.

Seine Leidenschaft für Züge und Zugreisen hat Rudiš trotzdem nicht verloren, und so reist er kreuz und quer durch Europa, um seiner Liebe zur Eisenbahn zu frönen.

In seiner Gebrauchsanweisung fürs Zugfahren erzählt Rudiš von Bohumil Hrabal und Antonín Dvořák, Brüssel-Central und Venezia Santa Lucia, Kursbüchern und Schnellstrecken, finnischem Eisenbahnlied und Brillenschlange, Speisewagen und Bahnhofsimbiss, Gotthardbahn und Triest.

Ich bin keine passionierte Zugfahrerin, schon gar nicht in Pandemiezeiten, aber trotzdem finde ich, dass Zugreisen eine gemütliche Sache sein kann und dass damit eine ganz besondere Stimmung verbunden ist. So liebe ich zum Beispiel Reisebeschreibungen über die Transsibirische Eisenbahn und Geschichten, die mit dem Orient-Express zu tun haben.

Ich empfand die Gebrauchsanweisung fürs Zugfahren einerseits als unterhaltsam und humorvoll, andererseits als etwas zu ausufernd. Teilweise habe ich mich, ehrlich gesagt, ziemlich gelangweilt, und ich glaube, bestimmten Passagen kann man nur etwas abgewinnen, wenn man eine ähnliche Leidenschaft für Züge wie der Autor hat. Andere Passagen haben mir sehr gut gefallen, z.B. die Ausführungen zu Triest und die 40-stündige Zugreise des Autors von Leipzig über München, Koblenz, Hamburg und Kiel bis nach Berlin.

Jaroslav Rudiš: Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen. Piper, 2021, 256 Seiten; 15 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!