„Irgendetwas lag in der Luft.“ (Track 26)
Sommer 1926: Die hochschwangere Hulda Golda ist nach Johanns Tod auf sich gestellt. Sie praktiziert nicht mehr als Hebamme, sondern arbeitet als Arzthelferin bei der Gynäkologin Grete Fischer, die nicht nur eine glühende Verehrerin von Rosa Luxemburg und überzeugte Kommunistin ist, sondern auch aufgrund der Durchführung von illegalen Schwangerschaftsabbrüchen ein Dorn im Auge der nationalsozialistischen Bewegung ist.
Dann kommt es zu einem mysteriösen Todesfall auf der Roten Insel, wo Hulda mittlerweile lebt, und ausgerechnet hier trifft sie wieder auf Karl, der von seinem Vater in den Schöneberger Kiez geschickt wurde.
Ich mag Geschichten über Berlin in den 1920er und 1930er Jahren, und über die Jahre bin ich ein echter Fan der Reihe um Hulda Gold geworden, denn die Bücher entführen nicht nur in ein stimmungsvolles Berlin zwischen den Weltkriegen, sondern sie erzählen auch viel über das Alltagsleben der Menschen und über die politische Situation. Zudem sind mir die Hauptfiguren der Reihe, allen voran Hulda, aber auch Karl, sehr ans Herz gewachsen. Und so fiebere ich immer schon dem nächsten Band entgegen, wenn ich gerade die letzten Minuten des aktuellen Buches fertig gehört habe.
So war das auch hier, und auch der fünfte Band wird von Anna Thalbach so eindrücklich und eindringlich gelesen, dass es eine wahre Freude ist, stundenlang der Geschichte zu lauschen.
Anne Sterns Roman und Thalbachs Interpretation haben mich von der ersten bis zur letzten Minute begeistert, mitgerissen, mich ins Berlin des Jahres 1926 versetzt, mich mit Huldas Schwangerschaft mitfiebern lassen und mich perfekt unterhalten.
Anne Stern: Fräulein Gold. Die Rote Insel (Die Hebamme von Berlin, Band 5) . Gelesen von Anna Thalbach. Argon Verlag, 2022; 20 Euro.