„Es tut immer noch weh. Das hört nie auf. […] Doch das Gefühl wird irgendwann sanfter, als wäre man betäubt worden. Der Schmerz ist da, aber erträglich.“ (Track 54)
Berlin-Lichterfelde im Winter 1948: Wilhelm kehrt zurück aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft, seine Frau Vera hat ihn verlassen, und er findet nur noch eine Bleistiftzeichnung von ihr.
Zwanzig Jahre später verlässt Veras Tochter Maria ihre argentinische Heimat und reist nach Berlin. Hier hat sie ein Solo-Engagement als Ballerina an der Deutschen Oper bekommen.
Maria erkundet das Berlin im Jahre 1968 – die Künstlerwelt und die Welt rund um den Karlsplatz, wo ihre Mutter gelebt hat und wo sie auch auf die Suche nach ihren eigenen Wurzeln geht.
Ich mag die Hulda-Gold-Reihe von Anne Stern sehr gerne, die im Berlin zwischen den beiden Weltkriegen spielt. Ich war deshalb sehr gespannt auf die Reihe Die Frauen vom Karlsplatz, obwohl ich die 1960er nicht so spannend finde wie andere Epochen. Ich kenne die drei Vorgängerbände nicht, was meinem Hörvergnügen jedoch keinen Abbruch getan hat.
Von Anfang an fand ich die Geschichte fesselnd, sehr stimmungsvoll und unterhaltsam. Das liegt sicherlich zum Teil an meinem Interesse an Berlin-Geschichten, an der Shoa und am Judentum, aber auch weil ich das Ballett Der Nussknacker von Peter Iljitsch Tschaikowsky immer sehr mochte, welches hier eine zentrale Rolle spielt.
Hier kann man nicht nur einer Geschichte um Maria lauschen, sondern Stern erweckt auch die 1960er Jahre zum Leben, und das Hörbuch lässt den Hörer eintauchen ins Westberliner Leben.
Die Lesung von Jana Kozewa hat mir sehr gut gefallen, sie gibt der Geschichte die passende Stimme und Intonation, nimmt einen mit ihrer Lesung wirklich mit in eine andere Zeit und eine andere Welt.
Maria ist beste Unterhaltung und macht richtig Spaß.
Anne Stern: Die Frauen vom Karlsplatz. Maria. Band 4. Gelesen von Jana Kozewa. Argon Verlauf, 2022; 20,95 Euro.