„Vergangenen Freitag, den 16. April, musste ich mitten im Nachmittag meine Arbeit im Laboratorium unterbrechen und mich nach Hause in Pflege begeben, da ich von einer merkwürdigen Unruhe, verbunden mit einem leichten Schwindelgefühl, befallen wurde. Zu Hause legte ich mich nieder und versank in einen nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch eine äußerst angeregte Fantasie kennzeichnete. Bei geschlossenen Augen (das Tageslicht empfand ich als unangenehm grell) drangen ohne Unterbruch fantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein.“ (Track 17, aus den Aufzeichnungen von Albert Hofmann)
Norman Ohler widmet sich in seinem Sachbuch dem Halluzinogen Lysergsäurediethylamid (LSD) und stellt seine Bedeutung als Medikament, als Waffe und als Rauschmittel vor.
Ohler berichtet u.a. von Mutterkornvergiftungen und Ergotamin, vom Schweizer Unternehmen Sandoz und von Albert Hofmann, von Aldous Huxley und Timothy Leary, Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg, geheimen Experimenten an psychiatrischen Patienten und Militärforschung, Chlorpromazin und Modellpsychose, Hirnkriegsführung und Geheimdienst, Psilocybin und Heilkunst, J.F. Kennedy und The Beatles, Microdosing und therapeutischem Einsatz von LSD.
Im Epilog erzählt Ohler die sehr persönliche Geschichte seiner an Alzheimer-Demenz erkrankten Mutter und deren Erfahrungen mit LSD als Behandlungsstrategie.
Vor mehr als 25 Jahren habe ich Albert Hofmanns LSD. Mein Sorgenkind gelesen, und dadurch hat auch Der stärkste Stoff meine Aufmerksamkeit erregt, zumal ich auch von Ohlers Buch Der totale Rausch sehr begeistert war.
Für meinen Geschmack war das ungekürzte Hörbuch trotz 5,5 Stunden Dauer viel zu kurz, denn es war so spannend erzählt, so unterhaltsam aufbereitet und so informativ, dass ich stundenlang am Stück gelauscht habe und gerne noch viel mehr erfahren hätte.
Ohler gibt hier gewissermaßen die Biografie des LSD wieder, und beim Hören habe ich viel gestaunt, viel gelernt und hatte zudem viel Freude beim Hören, da Der stärkste Stoff oft packend wie ein Krimi ist.
Die Lesung durch den Autor selbst hat mir gefallen, auch wenn ich mich erst ein wenig einhören musste, denn ich empfand Ohler anfangs als etwas zu hölzern.
Norman Ohler: Der stärkste Stoff. Psychedelische Drogen: Waffe, Rauschmittel, Medikament, Autorenlesung. Argon Verlag, 2023; 20,95 Euro.
Ein Gedanke zu „Der stärkste Stoff. Psychedelische Drogen – Waffe, Rauschmittel, Medikament von Norman Ohler (Hörbuch)“