„Morgen, morgen wird alles ein Ende haben.“
Der Ich-Erzähler Alexéi Iwánowitsch arbeitet als Hauslehrer für den finanziell ruinierten General und seine Familie. Er ist verliebt in die Stieftochter des Generals – Polína Alexándrowna – und kann ihr keinen Wunsch abschlagen. Da Polína Geld braucht, spielt er ihr zuliebe Roulette und versucht, zu Geld zu kommen. Doch wie so viele andere kann er sich gegen die Versuchungen des Casinos nicht wehren und verliert schließlich jeden Bezug zur Realität.
Ich habe Der Spieler bereits vor ein paar Jahren in der Übersetzung von E.K. Rahsin gelesen und nun die hochgelobte Übersetzung von Swetlana Geier als Lesung von Michael Rotschopf gehört. Beide Übersetzungen haben mir sehr gut gefallen, und auch die Intonation und Interpretation von Rotschopf fand ich durchweg gelungen.
Der Roman Der Spieler beruht auf Fjodor Michailowitsch Dostojewskis eigenen Erfahrungen mit pathologischem Spielen und wirkt dadurch so authentisch, dass man sich in jeden Spieler, in die große Hoffnung, in das Gefühl, dass man das Casino als Gewinner verlässt, dass die Pechsträhne endlich vorüber ist, hinein versetzen kann.
Die Protagonisten sind dabei so glaubwürdig und großartig konstruiert, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, vor Ort zu sein und zu den Charakteren eine persönliche Beziehung zu haben. Dieses Gefühl, das ich stets bei Dostojewskis Werken habe, finde ich hier umso erstaunlicher, denn hier gelingt dem Autor die für ihn typische Komplexität und Lebendigkeit auf nur 240 Seiten bzw. in 6 1/2 Stunden.
Der Spieler bietet neben großartigen Charakteren auch tiefe Einblicke in die Psychologie des (pathologischen) Spielens und eignet sich meiner Meinung nach auch sehr gut für Einsteiger in Dostojewskis Werk.
Fjodor Michailowitsch Dostojewski: Der Spieler. Aus dem Russischen von Svetlana Geier. Gelesen von Michael Rotschopf. Der Audio Verlag, 2011; 13,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Sucht-Monatsthemas im März 2021.