„Es gibt mehr als nur eine Form von Freiheit […], Freiheit zu und Freiheit von.“ (CD 1, Track 15)
Die USA in naher Zukunft: Infolge der Verseuchung mit radioaktiven, biologischen und chemischen Stoffen sind viele Menschen nicht mehr zeugungsfähig, und nach dem Staatsstreich einer christlich-fundamentalistischen Gruppierung wird eine theokratische Diktatur, die Republik Gilead, errichtet. Hier herrschen strenge Regeln, und vor allem die Rolle der Frau wird neu definiert. Frauen dürfen kein Eigentum besitzen, müssen sich den Männern völlig unterordnen und haben (wenn sie zeugungsfähig sind) die Pflicht, Kinder zu gebären.
Der Roman Der Report der Magd erzählt die Geschichte Desfreds, einer Magd, die zu den wenigen fruchtbaren Frauen gehört, die ihren Mann und ihre Tochter zurücklassen musste und nun im Haus eines Kommandanten lebt. Hier soll sie ein Kind für den Kommandanten und seine angeblich unfruchtbare Frau Serena Joy austragen.
Ich lese eher selten Dystopien, aber ich war schon lange neugierig auf Margaret Atwoods Roman Der Report der Magd, der bereits 1985 im englischen Original und zwei Jahre später auf Deutsch erschienen ist. Nun habe ich das ungekürzte Hörbuch gehört, dass von Vera Teltz exzellent gelesen wird.
Atwood beschreibt das Leben in der Republik Gilead sehr detailliert, charakterisiert die (eher wenigen) Figuren auf lebendige Weise, schildert die Handlungsorte und die Geschehnisse so genau, dass die Szenerie vollkommen überzeugend und durch diese Authentizität regelrecht gespenstisch wirkt.
Ich empfand Der Report der Magd als sehr beklemmend, was sicherlich auch daran liegt, dass es viele Parallelen zur Gegenwart gibt und der Roman, der schon mehr als 30 Jahre alt ist, scheinbar zeitlos ist.
Der Report der Magd erzählt eine Geschichte von der Unterdrückung und der Entrechtung der Frau, von der Herrschaft der Religion und damit (wie so oft) von Intoleranz sowie von der Macht der Männer.
Margaret Atwood: Der Report der Magd. Aus dem Englischen von Helga Pfetsch. Ungekürzte Lesung von Vera Teltz mit Charles Rettinghaus. OSTERWOLDaudio, 2019; 20 Euro.