„Meine Geschichte ist lang und nicht besonders schön […]. Und sie ist ohne jede Hoffnung.“ (Seite 50)
Der Held im Pardelfell – auch bekannt als Der Recke im Tigerfell, Der Mann im Pantherfell, Der Ritter im Pantherfell u.a. – ist das Nationalepos Georgiens und wurde zwischen 1196 und 1207 vom Dichter Schota Rustaweli verfasst.
Die ursprünglich in Versform geschriebene Geschichte wurde für die Ausgabe von Galiani Berlin von Tilman Spreckelsen in Prosaform gebracht und von Kat Menschik illustriert.
Erzählt wird die Geschichte von Awtandil, dem Ziehsohn des Königs Rostewan, der auf Geheiß der Prinzessin Tinatin – Mitregentin im Königreich und Geliebte Awtandils – auf der Suche nach einem mysteriösen Krieger im Pardelfell ist. Dieser tauchte bei einer Feierlichkeit des Königs aus dem Nichts auf und verschwand ebenso plötzlich und unauffindbar im Dickicht.
Da die Prinzessin Tinatin fest daran glaubt, dass das Schicksal des Fremden mit dem ihren und dem Königreich verknüpft ist, bittet sie Awtandil, die Welt zu durchstreifen, um den Mann im Pardelfell aufzuspüren.
Seit ich Volker Kutschers Moabit gelesen habe, das von Menschik illustriert wurde, bin ich großer Fan der Illustratorin und habe mittlerweile einige der von ihr illustrierten Bücher gelesen (Birthday Girl, Die Bäckereiüberfälle, Die unheimliche Bibliothek und Schlaf von Haruki Murakami, Unheimliche Geschichten von Edgar Allan Poe). Besonders bemerkenswert finde ich immer wieder, dass Menschiks Illustrationen so variabel sind, dass sie für jede Geschichte die richtige Technik wählt und ihr die passenden Farben verleiht. So ist es auch bei Der Held im Pardelfell, das zwar weniger Illustrationen aufweist als beispielsweise Moabit oder die Murakami-Bücher, das den Leser und Betrachter jedoch schon mit den vollkommen adäquaten und überzeugenden Vorsatz-Illustrationen in den Kaukasus versetzt. Auch die restlichen Illustrationen im Buch sind schlichtweg meisterhaft und einfach wunderschön.
Die Sprache von Der Held im Pardelfell ist modern und lässt sich leicht lesen. Schön finde ich, dass Spreckelsen bisweilen ungewöhnliche, märchenhafte, veraltete Begriffe wählt, die dem Ganzen den Anstrich einer vergangenen Zeit geben (z.B. „auch der Bart war weiß durchwirkt“, Seite 8).
Der Held im Pardelfell hat mich beim Lesen in eine andere Zeit und in eine ferne Welt versetzt und ist durchweg fesselnd. Zudem bietet das Buch Einblicke in die georgische Seele und die Geschichte und die Traditionen des Kaukasus, so dass ich es nicht nur all jenen empfehlen kann, die schöne Illustrationen und Sagen mögen, sondern auch allen, die sich näher mit dem Kaukasus auseinandersetzen möchten.
Das hochwertige Papier, die exzellente Bindung und die ausgezeichnete Druckqualität runden dieses Schmuckstück von einem Buch und dieses Meisterwerk der georgischen Erzählkunst ab.
Der Held im Pardelfell. Eine georgische Sage von Schota Rustaweli. Erzählt von Tilman Spreckelsen und illustriert von Kat Menschik. Galiani Berlin, 2018, 208 Seiten; 25 Euro.
Dieser Post ist Teil des Kaukasus-Themas im Oktober 2018.