Der Duft des Regens von Frances Greenslade

„Ich hielt meine ewige Sorgerei für einen Fluch. Ich hatte noch nie jemanden dadurch gerettet.“

Frances Greenslade erzählt in Der Duft des Regens von der Kindheit und Jugend der beiden Schwestern Jenny und Maggie, die im Westen Kanadas aufwachsen. Maggie kommt nach ihrem Vater, macht sich viele Sorgen und ist geplagt von Ängsten. Als ihr Vater bei einem Unfall stirbt, weiß Maggie, dass ein Unglück selten allein kommt und erwartet die nächste Katastrophe. Nach mehreren Umzügen verlässt die Mutter ihre Kinder und gibt sie in die Obhut einer alten Freundin ihres verstorbenen Mannes. Maggie und Jenny versuchen nicht, die Mutter zu finden, doch werden bald von der Vergangenheit eingeholt.

Der Duft des Regens wäre kein Buch, das ich in einer Buchhandlung in die Hand nehmen würde, denn der Titel ist für mich einen Hauch zu schnulzig oder kitschig. Wieso der englische Titel Shelter, der perfekt zum Buch passt, nicht wortwörtlich übersetzt und dann in der Übersetzung beibehalten wurde, wird mir immer ein Rätsel bleiben.

Die Autorin entführt den Leser in die Wildnis Kanadas, in die Wälder im Westen des Landes. Diese Schilderungen sind Frances Greenslade hervorragend gelungen, und beim Lesen des Buches möchte man eigentlich sofort seine Koffer packen und sich auf den Weg nach Kanada machen.

Auch die Protagonisten wurden überzeugend und detailliert beschrieben. Die Sprache ist dabei sehr bildhaft, wirkt aber nicht gekünstelt oder hölzern. Die Geschichte an sich ist bewegend, glaubhaft und spannend.

Der Duft des Regens ist ein sehr schöner Roman, der anschaulich und überzeugend vom Leben, Leiden und Sterben in den Wäldern Kanadas erzählt, vor allem am Ende sehr berührt und den Leser von Anfang an sehr einnimmt und fesselt.

Frances Greenslade: Der Duft des Regens. Aus dem kanadischen Englisch von Claudia Feldmann. Insel Verlag, 2013, 366 Seiten; 9,99 Euro.

Dieser Post ist Teil des Nordamerika-Themas im Februar 2017.

Dazu hab ich auch was zu sagen!