„Octavius hat sich verändert; er ist nicht mehr der Freund, den wir noch in Apollonia hatten. Er lacht selten, trinkt kaum noch Wein und scheint selbst die harmlosen Vergnügungen zu verpönen, denen wir uns einst mit Mädchen hingaben.“
In Augustus erzählt John Williams in Form eines Briefromans vom Tod Julius Cäsars, von der Machtübernahme seines Neffen Octavius, von dessen Aufstieg, seiner Regentschaft als Cäsar Augustus, seinen Erfolgen und Siegen, seinen Gefährten und seinen Rivalen.
Augustus ist dabei angelehnt an historische Begebenheiten und Überlieferungen, doch hat der Autor bestimmte Sachverhalte bewusst verändert, Ortsnamen modernisiert, Sätze aus Briefen paraphrasiert etc.
Ich habe Stoner und Butcher‘s Crossing mit großer Begeisterung gelesen. Vor einem knappen Jahr habe ich Augustus gelesen, aber zum Buch leider keinen Zugang gefunden. Da ich den Autor sehr schätze, wusste ich, dass ich Augustus eine zweite Chance geben möchte, denn manchmal liest man Bücher einfach zur falschen Zeit. Nun habe ich Augustus als Hörbuch gehört und bin restlos begeistert von dem Briefroman.
Das Hörbuch wird von mehr als 30 Sprechern gelesen, wobei jeder von ihnen dem jeweiligen Protagonisten einen eigenen Charakter gibt und dadurch Leben einhaucht. Ich habe durch diese lebendige Lesung sofort Zugang zum Roman gefunden und kann meine Vorbehalte, die ich im Herbst 2016 beim Lesen des Buches hatte, heute nicht mehr nachvollziehen.
Williams fängt die Stimmung im Alten Rom perfekt ein, und da ich Rom schon mehrmals bereist habe, habe ich viele der Schauplätze vor dem geistigen Auge gesehen und mich richtig in die Geschichte eindenken und einfühlen können.
Sehr gelungen finde ich zudem, dass Octavius/Augustus aus mehreren Perspektiven beschrieben wird, z.B. durch seinen loyalen Freund Marcus Agrippa und durch seine Tochter Julia, so dass man ein vielschichtiges Bild von seiner Persönlichkeit bekommt.
Das ausführliche Booklet mit einer Zeittafel und einem Personenregister hilft sehr bei der Orientierung, so dass ich anfangs viel geblättert und nachgeschlagen habe, wer wer ist. Auch das Nachwort von Daniel Mendelsohn hat mir gefallen und bietet zahlreiche weiterführende Informationen und Erläuterungen.
Ich bin froh, dass ich dem Buch eine zweite Chance gegeben habe und freue mich schon auf meine nächste Begegnung mit Augustus, denn ich werde das Hörbuch sicherlich erneut hören und möglicherweise auch das Buch ein zweites Mal lesen.
John Williams: Augustus. Aus dem amerikanischen Englisch von Bernhard Robben. Gelesen von Christian Redl, Hanns Zischler, Jens Wawrczeck, Corinna Kirchhoff, Ulrich Noethen, Felix von Manteuffel u.a. der Hörverlag, 2016; 22,99 Euro.
John Williams: Augustus. Aus dem amerikanischen Englisch von Bernhard Robben. dtv, 2016, 480 Seiten; 24 Euro.
Dieser Post ist Teil des Italien-Themas im September 2017.
An dieses Buch habe ich mich bisher noch nicht getraut. Nach vielen unterschiedlichen Rezensionen, konnte ich für mich immer noch nicht herausfiltern, ob das Buch nun für mich ist oder nicht.
„Stoner“ liegt noch auf meinem SuB, deshalb kann ich zum Autor nichts sagen. Ich wollte es auch schon lange gelesen haben…
Dass du nun von dem Hörbuch so begeistert bist, obwohl das Buch dich erst nicht überzeugen konnte, lässt mich nun das Hörbuch auf meine Merkliste setzten. Der erste Schritt ist also getan, mal sehen, ob und wann ich es noch zum nächsten schaffe…
GlG vom monerl
Hallo :-). Das freut mich, dass deine Merkliste meinetwegen länger wird. Sag mir bitte mal Bescheid, wenn du es gehört hast. Ich bin gespannt, was du sagst. „Stoner“ und „Butcher’s Crossing“ fand ich wirklich großartig, die beiden kann ich ohne Zögern empfehlen, v.a. „Stoner“. „Augustus“ ist tatsächlich etwas sperriger, aber wenn man sich eingehört hat, ist es sehr stimmungsvoll und sehr spannend. Liebe Grüße!