
„Schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig, 2,3 Millionen abhängig von Medikamenten und etwa 450 000 Menschen sind abhängig von Cannabis, Kokain oder Amphetaminen. […] Auch wenn man diese Zahlen nicht einfach summieren darf, da sie Doppelungen, sogenannte Komorbiditäten, enthalten können, so vermitteln sie doch eine Idee davon, wie groß die Gruppe derjenigen sein muss, die im Umfeld dieser Personen mitleiden.“ (Seite 5)
Till Rodrigo erzählt in An der Seite der Sucht initial von den Kriterien der Abhängigkeit (Craving, Entzugssymptomatik, Toleranzentwicklung, fortgesetzter Konsum trotz negativer Folgen, Vernachlässigung anderer Lebensbereiche, Kontrolle über Anfang und Menge des Konsums).
Im späteren Verlauf geht er auf Ansprechpartner für Menschen mit Abhängigkeitserkrankung ein, zum Beispiel Suchtberatungsstellen, ambulante oder stationäre Therapie, Selbsthilfegruppen, ambulante Psychotherapie.
In den folgenden Kapiteln spricht Rodrigo von Wirksamkeit der Therapie, von kontrolliertem Konsum, von Medikamenten, die eingesetzt werden könnten, vom Aufbau von Veränderungsmotivation, von Rückfällen, von sozialen Drucksituationen, vom Umgang mit Craving, von erlaubnisgebenden Gedanken sowie vom Erhalt und Aufbau der Motivation.
Ich habe mich schon eingehender mit Sucht beschäftigt, da ich im Bereich der Psychosenpsychotherapie arbeite und Abhängigkeit bzw. Missbrauch dabei häufige Themen sind.
Dieses Buch richtet sich vor allem an Angehörige, ist meiner Meinung nach aber auch für Betroffene sowie für Behandelnde geeignet.
Ich habe hier durchaus dazugelernt, obwohl ich mich schon intensiver mit der Thematik befasst habe, was zum Teil sicherlich daran liegt, dass Roderigo sehr verständlich schreibt, sehr gut zusammenfasst, sehr respektvoll ist, viele Studienergebnisse erwähnt und immer praxisnah bleibt.
Ich werde dieses Buch sehr oft weiterempfehlen, vor allem an Angehörige, aber auch an andere Personengruppen.
„Dieses Buch ist nicht für Personen gedacht, die sich schützen und in Sicherheit bringen müssen. […] Wenn Sie Opfer von Gewalt, physischer oder psychischer Art sind, dann ist es nicht Ihre Aufgabe, sich besser zu informieren. Dann brauchen Sie nicht mehr Wissen oder Orientierung, sondern sie brauchen Schutz.“ (Seite 7f)
Till Roderigo: An der Seite der Sucht. Orientierung für Angehörige von Suchterkrankten. Schattauer, 2025, 210 Seiten; 30 Euro.