„Es ist die Begegnung eines Menschen, der ein Land hinter sich gelassen hat, in dem es für ihn kein Weiter gab, mit einem Menschen aus einem Land, in dem es ein Weiter gibt, dem sich dieser aber verweigert.“ (Seite 19)
Reza verlässt zusammen mit seinen Eltern den Iran und lebt fortan in einer Plattenbauwohnung in Bochum. Die Gegend ist ein Problemviertel mit Gewalt, Hoffnungslosigkeit und Diskriminierung, und die neue Heimat fühlt sich so gar nicht nach Heimat an:
„Rückblickend frage ich mich, wie es ist, wenn sich das Alte schließt und das Neue nicht öffnet. Wenn in der Fremde plötzlich auch Dinge nicht funktionieren, mit denen man bisher vertraut war und die immer funktioniert haben.“ (Seite 28)
Reza träumt zusammen mit den Jungs der Nachbarschaft von Macht – zuerst als Ninjas, dann als Bande -, erzählt von Hass, Drogen, Dealen.
Es ist eine triste, düstere Welt, von der Behzad Karim Khani erzählt, ein Schlag in die Magengrube, ein schonungsloser Roman, der in klarer, schnörkelloser und unerbittlicher Sprache erzählt wird und der nichts beschönigt.
Der Roman umfasst weniger als 200 Seiten, und durch die kurzen Kapitel und das großzügige Layout ist er noch knapper als erwartet. Als wir Schwäne waren lässt sich sehr schnell lesen, zumal ich das Buch kaum zur Seite legen konnte, und der Roman bleibt mir sicherlich noch lange im Gedächtnis.
Als wir Schwäne waren hat mich neugierig auf Khanis Debütroman Hund, Wolf, Schakal gemacht.
Behzad Karim Khani: Als wir Schwäne waren. Hanser Berlin, 2024, 192 Seiten; 22 Euro.