„De Madrid al cielo, y un agujerito para verlo.“ (Seite 189)
Anne Grüttner hat ein paar Jahre in Südamerika gelebt, doch nun zieht es sie wieder nach Europa. Zusammen mit ihrem Mann entscheidet sie sich für ein Leben in Madrid, wo sie erst einmal für ein Jahr wohnen möchten.
In Ein Jahr in Madrid erzählt Grüttner von Alcobendas und La Moraleja, Steuernummer NIE und Portero, Puerta del Sol und Plaza Mayor, Conjuntada und Nagelstudios, Prado und Palacio Real, El Escorial und Valle de los Caídos, Francisco Franco und Juan Carlos, Urbanización und Pueblo, Schweineschnauze und Eintopf, Mittagspause und ARHOE, Katalonien und Nationalismus, Gesundheitszentrum und Fehltagen, Silvester und Reyes Magos, Fluchen und Germanofobia, Verboten und Bußgeldern, Tapas und Parque del Retiro, Matanza und Stierkampf.
Ich kenne Madrid und einige der im Buch erwähnten Orte, was das Lesen für mich zu einem großen Vergnügen gemacht hat, denn Madrid zählt zu meinen Lieblingsstädten, und ich fand es wunderbar, gemeinsam mit Grüttner durch die Straßen zu streifen und meine Erinnerungen an meinen Madrid-Aufenthalt aufzufrischen.
Ein Jahr in Madrid ist eine schöne Mischung aus persönlichen Erlebnissen und Faktenwissen zur Stadt. Grüttner bietet so Einblicke ins Leben in Madrid, in die Mentalität der Madrilenen, in die Geschichte, Kultur und Politik der Stadt.
Manche Ausführungen empfand ich weniger spannend bzw. nicht sonderlich relevant, aber das ist natürlich immer Geschmackssache.
Etwas traurig fand ich die Tatsache, dass die Autorin auf Seite 16 stolz berichtet, dass keine „xenophobe oder sonst wie rechtsradikale Partei […] weder im nationalen noch in einem der regionalen Parlamente auch nur mit einem Sitz vertreten“ ist. Das mag 2014 erfreulicherweise noch so gewesen sein, aber seit 2019 sitzt die rechtspopulistische VOX im Parlament.
Anne Grüttner: Ein Jahr in Madrid. Reise in den Alltag. Herder, 2014, 192 Seiten; vergriffen (antiquarisch erhältlich).
Dieser Post ist Teil des Spanien-Monatsthemas im Mai 2019.