„Wir alle haben etwas Verachtenswertes. Jeder von uns trägt an einem Verbrechen, das er begangen hat, oder dem Verbrechen, das seine Seele von ihm verlangt.“
Im Sommer 1986 lernen sich Theo und Antonio an der Universität von Essex kennen und werden bald enge Freunde. Als Antonios Bruder Cristóbal, der im Gegensatz zu Antonio die chilenische Heimat nicht verlassen hat, bei einer Demonstration getötet wird, wächst in Antonio der Wunsch, mit einem gefälschten Pass nach Chile zurückzukehren und sich dort dem Widerstand anzuschließen.
Währenddessen verliebt sich Theo Hals über Kopf in Clara, eine 20-jährige Tänzerin, deren Familie ebenfalls aus Chile stammt und die in tiefer Freundschaft mit Antonio verbunden ist. Clara und Theo führen anfangs eine heimliche Beziehung, doch weihen schließlich andere – und damit auch Antonio – ein.
In der Nacht vor Antonios Abreise nach Chile kommt es zum Bruch zwischen den drei Freunden, und erst 15 Jahre später ruft Antonio Theo an und bittet ihn, über die Weihnachtstage zu ihm und Clara nach Chile zu kommen.
Mich hat die Geschichte um Theo, Antonio und Clara, die aus Theos Perspektive und mit Hilfe von Claras Tagebuchaufzeichnungen erzählt wird, vom ersten Satz an gefesselt, und Carla Guelfenbein ist definitiv eine Autorin, die ich mir merken werde.
Die Frau unseres Lebens ist in poetischer Sprache geschrieben und wird einfühlsam erzählt. Durch die wechselnden Erzählperspektiven und Zeitebenen baut die chilenische Autorin Guelfenbein viel Spannung auf, hat dadurch aber auch dafür gesorgt, dass ich sehr aufmerksam lesen musste, weil ich sonst bisweilen den Faden verloren habe.
Beim Lesen des Romans, der sich um Freundschaft und Liebe sowie Loyalität und Verrat dreht, hatte ich vom ersten Moment an das Gefühl, dass ich mich mit den Protagonisten auf einen Abgrund zubewege. Und obwohl man von Anfang an weiß, wie und wo die Geschichte endet, habe ich Die Frau unseres Lebens atemlos gelesen, um zu erfahren, wie genau es zum Bruch kam, was genau passiert ist.
Carla Guelfenbein: Die Frau unseres Lebens. Aus dem Spanischen von Thomas Brovot. Fischer Taschenbuch, 2018, 298 Seiten; 12 Euro.
Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Argentinien und Chile“ im März 2019.