Ich kann nicht vergeben von Rudolf Vrba (Hörbuch)

„Arbeit macht frei. Bald sollte diese Inschrift uns alle verhöhnen wie ein makaberer Aprilscherz. Doch an jenem Juniabend glaubte ich daran und fasste neuen Mut.“ (Track 65)

Rudolf Vrba war 17 Jahre alt, als er seine slowakische Heimat verließ und schließlich nach Auschwitz deportiert wurde.

In Ich kann nicht vergeben erzählt er vom Alltag im Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager) und später in Auschwitz II-Birkenau, berichtet minuziös vom täglichen Überlebenskampf, von Freundschaft und Liebe, von Verrat und Verlust, von Krankheit und Tod, von Hunger und schwerer Arbeit, von der Untergrundbewegung und von seiner Flucht aus Auschwitz.

Durch die detaillierten Beschreibungen des Lebens im KZ ist der Leser beinahe mit vor Ort, was das Hörbuch gespenstisch, aber auch wertvoll und wichtig macht. Vrba erzählt oft auf fast lapidare Weise von extremer Gewalt und Grausamkeit, die er beobachtet, von der er gehört bzw. die er selbst erlebt hat, erwähnt diese beinahe beiläufig, was das Gehörte noch bewegender macht und was so typisch ist für die emotionale Abstumpfung, die bei schweren Traumata häufig auftritt, fürs Überleben so wichtig und für die Verarbeitung des Traumas so schwierig ist.

Zwar empfand ich das Hörbuch, das von Peter Bieringer ansprechend, mit angenehmer Stimme und mit passender Intonation exzellent gelesen wird, aufgrund der behandelten Thematik und der detailgetreuen Erzählweise als sehr düster und unheilvoll, aber Vrba berichtet auch von Hoffnung, von seinem starken Überlebenswillen, von Unterstützung, Freundschaft und Milde, was das (Hör-) Buch zu einem komplexen Augenzeugenbericht macht.

Vrba studierte nach dem Zweiten Weltkrieg Chemie und Biochemie in Prag, emigrierte nach Israel, lebte seit Mitte der 1970er Jahre in Kanada und starb 2006 an einer Krebserkrankung.

Rudolf Vrba: Ich kann nicht vergeben. Meine Flucht aus Auschwitz. Gelesen von Peter Bieringer. BUCHFUNK Verlag, 2017; 20 Euro.

Dieser Post ist Teil des Judentum-Monatsthemas im November 2018.

Dazu hab ich auch was zu sagen!