„Aber um ein Gefühl für unser Land zu bekommen, setzen Sie sich doch bitte auch einmal zu einem Georgier mit an den Tisch. Unterhalten Sie sich mit ihm! Natürlich können Sie in der selben Zeit auch viele Bücher lesen, Reiseführer beispielsweise, und Landkarten studieren. Sie können sich alle möglichen Apps herunterladen, und damit in ganz kurzer Zeit ganz viel sehen und besichtigen. Aber so werden Sie nie erfassen können, was uns Georgier ausmacht, wie unser Leben hier geht.“ (Seite 210)
Constanze John ist durch Georgien gereist und erzählt in 40 Tage Georgien von Singen und Rosenfest, Tbilissi und Schwefelbad, Geschichte und Legenden, Zoroastrismus und Christentum, Sunniten und Schiiten, Judentum und Toleranz, Chinkali und Chatschapuri, Filmemachern und Musikern, Sprache und Nachnamen, Verkehrschaos und Metrolinie, UdSSR und Unabhängigkeit, Bürgerkrieg und Militätputsch, Stalin und Stalinkult, Höhlenstädten und Kühen, Supra und Alkohol, Südossetien und Abchasien, Prometheus und Rustaweli, Taxi und Marschrutka, Frauenraub und Wehrtürmen, Nussfabrik und Weinanbau.
Der Einstieg und das erste Viertel des Buches gefielen mir ausgesprochen gut, und ich hatte großen Spaß, den Ausführungen Johns zu folgen, mehr über Georgien zu erfahren, die Autorin bei ihrem Abenteuer zu begleiten.
Von Anfang an fand ich Johns Reisebericht allerdings weniger stimmungsvoll als andere DuMont-Reiseabenteuer, aber aufgrund der Fülle an Informationen zum Land, den Menschen, der Sprache, der Kultur etc. hat mich das initial wenig gestört.
Doch nach etwa einem Viertel des Buches gab es dann ein paar weniger spannende Passagen, und zeitweise habe ich den Zugang zum Buch ganz verloren, habe den Inhalt als eher verworren und die Beschreibungen des Reiseverlaufs als wenig stringent erzählt empfunden. Dass man in einer Reisebeschreibung nicht alles spannend, aufregend und für sich selbst relevant findet, halte ich für normal, aber 40 Tage Georgien konnte mich über ganze Kapitel hinweg nur noch wenig fesseln, auch wenn es immer wieder spannendere Passagen gab, die mich wieder wie zu Beginn mitgerissen haben.
Durch die kurzen Kapitel lässt sich das Buch flott lesen, aber dadurch hatte ich auch immer wieder das Gefühl, mich nicht richtig auf einzelne Episoden und Schilderungen einlassen zu können, weil sie so schnell wieder abgeschlossen waren und ich mich mit der Autorin schon wieder im nächsten Abenteuer befand.
Alles in allem empfand ich 40 Tage Georgien als eine gute Möglichkeit, mehr über Georgien zu erfahren, auch wenn ich mir lebendigere, stimmungsvollere, emotionalere und persönlichere Eindrücke gewünscht hätte.
Constanze John: 40 Tage Georgien. Unterwegs von Tiflis bis ans Schwarze Meer. DuMont Reiseverlag, 2018, 411 Seiten; 14,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Kaukasus-Themas im Oktober 2018.
Liebe Romy,
ich sehe, dass es dir ähnlich ging wie mir. Schade eingentlich! Ich hatte mir viel mehr von dem Buch erwartet. Aber ich bin froh, dass meine Kritikpunkte somit nicht seltsam erscheinen.
GlG, monerl
Ja, ich fand’s echt schade, weil ich fand, dass das Buch ziemlich viel Potenzial hatte. Liebe Grüße!