Allein durch die Wildnis. 1000 Tage zu Fuß von Sibirien nach Südaustralien von Sarah Marquis

„Ziehen Sie Ihre Schuhe an. Es geht los.“

Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit bricht Sarah Marquis zu einem großen Abenteuer auf: zu ihrer Expedition durch sechs Länder (Mongolei, China, Russland, Laos, Thailand, Australien), die sie „ExplorAsia“ nennt. Für die nächsten drei Jahre wird sie mit einem großen Rucksack und einem Handwagen unterwegs sein und die sechs Länder laufend erkunden.

Jedes Kapitel beginnt mit einer gezeichneten Karte der jeweiligen Route und wichtigen geografischen Landmarks. Zudem werden sehr knappe Informationen zum jeweiligen Land geboten (Größe, Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte).

Die Reiseberichte werden unterbrochen von Geschichten über andere Reisen der Autorin und knappen Informationen über Sprache, Kultur, Mentalität, Religion/Mythen/Legenden.

Allein in der Wildnis liest sich sehr flüssig und unterhaltsam, ist spannend und informativ, aber dennoch ist der Funke nicht ganz übergesprungen. Dies liegt möglicherweise daran, dass insgesamt nur wenige Informationen zu den einzelnen Ländern und Orten gegeben werden und dass das Buch vor allem auf Alltagsbegegnungen und auf das Laufen/Ausruhen/Essen fokussiert. Dies ist zwar interessant, aber mir hat beim Lesen dennoch etwas gefehlt und ich hätte mir mehr weiterreichende Informationen gewünscht. Zudem habe ich beim Lesen überhaupt kein Gefühl für den zeitlichen Verlauf entwickelt. Dass die Autorin drei Jahre unterwegs war, merkt man meiner Meinung nach überhaupt nicht, was ich etwas schade finde, weil die ganze Expedition dadurch weniger gut verstehbar und greifbar wird.

Die ersten vier der bereisten sechs Länder werden sehr negativ geschildert, vor allem die Mongolei und China. Ich finde es gut, dass die Autorin hier nichts beschönigt oder verklärt hat, da so ein realistisches Bild ihrer Reise gezeichnet wird. Andererseits habe ich mich beim Lesen oft gefragt, wieso sie sich diese Gegend ausgesucht hat, denn sie scheint kein wirkliches Interesse an den Ländern oder ihren Bewohnern zu haben.

Trotz der Kritikpunkte muss ich allerdings sagen, dass mich der Mut der Autorin ernsthaft beeindruckt hat, auch wenn ich ihre Unternehmungen oft als zu waghalsig und zu riskant empfunden habe. Ich empfand es beim Lesen als unglaublich spannend, verfolgen zu können, wie sie diese extrem anstrengende Reise bewältigt und wie sie den Gefahren durch Wetter und Menschen getrotzt hat, wie sie die Einsamkeit und Isolierung, die Unfreundlichkeit und Gewalt, das Fieber und die Anstrengungen überstehen, akzeptieren und immer weiterlaufen konnte.

Sarah Marquis: Allein durch die Wildnis. 1000 Tage zu Fuß von Sibirien nach Südaustralien. National Geographic Taschenbuch, 2015, 256 Seiten; 15 Euro.

Dieser Post ist Teil des Weltreise-Themas im August 2018.

Dazu hab ich auch was zu sagen!