„Die Israelis wollen das Land, um hier ihre Siedlungen zu bauen. Aber wir pflanzen Olivenbäume. Wo ein Olivenbaum ist, da ist Hoffnung.“ (Seite 50)
Der Theologiestudent Nils Straatmann hat genug von der grauen Theorie und entwickelt die Idee, „den Weg Jesu nachzuwandern“, denn:
„Wie sollte ich das Christentum verstehen, wenn ich seine Wurzeln, die Kultur und Region, denen es entstammt, nicht kannte?“ (Seite 16).
Im Mai 2016 bricht Straatmann zusammen mit seinem Freund Sören auf nach Israel und Palästina, bereist Bethlehem, Nazareth, Tiberias, Nablus, Jericho, Jerusalem und Hebron sowie den Berg Tabor, den Fluss Jordan, den See Genezareth und die Golanhöhen.
Ich bin nicht religiös und empfinde Bücher, die den Fokus zu stark auf Spiritualismus, Religion und Glaube legen, oft als anstrengend. Trotzdem habe ich Auf Jesu Spuren lesen wollen, und schon auf den ersten Seiten wusste ich, dass ich den richtigen Riecher hatte, denn obwohl Straatmann Theologie studiert und seine Reise an den Wirkstätten Jesu orientierte, ist das Buch kein bisschen missionarisch, nie belehrend und durchweg erfrischend komplex und (selbst-) kritisch.
Auch in Sachen Israel und Palästina versucht Straatmann, beide Seiten anzuhören und dadurch zu verstehen, was den Konflikt ausmacht und wie (ob) es eine Chance auf Beilegung des Konflikts geben könnte.
Auf Jesu Spuren wird mit viel Humor erzählt, ist spannend und abwechslungsreich, vor allem durch die Tatsache, dass Straatmann durch die gesamte Region reist, dabei viele Geschichten zum Besten geben kann, unterwegs auf einige skurrile Typen trifft und unterschiedlichste Personen zu Wort kommen lässt: Drusen, Moslems, Juden und Christen, Siedler, Palästinenser und Anhänger der Hamas.
Mir hat Straatmanns ebenso spannendes wie vernünftiges Buch sehr gut gefallen, so dass ich es jedem – unabhängig vom eigenen Glauben und der eigenen Religiosität – empfehlen kann, der sich für Israel und Palästina interessiert.
Nils Straatmann: Auf Jesu Spuren. Eine Wanderung durch Israel und Palästina. Malik, 2017, 303 Seiten; 16 Euro.