Zu viel Gefühl von Gitta Jacob

„Anscheinend ist in unserer Gesellschaft mittlerweile der Glaube verbreitet, dass man stets dafür sorgen müsse, ein emotional perfektes Umfeld zu haben, um sich wohlfühlen, entfalten und langfristig psychisch stabil bleiben zu können.“ (Seite 11)

Gitta Jacob setzt sich in ihrem Buch Zu viel Gefühl zunächst mit einem wissenschaftlichen Blick auf Gefühle auseinander. Sie berichtet zum Beispiel von Basisemotionen, vom Ausdruck und Erkennen von Gefühlen sowie von verschiedenen Emotionstheorien.

Danach geht sie auf Gefühle im Alltag ein, beispielsweise auf Bedürfnisse, Traumatisierung und Stress. Im zweiten Abschnitt berichtet Jacob schließlich von körperlichen Faktoren, Temperament und Gewohnheiten sowie von Botschaften von Gefühlen. Im dritten Kapitel erfährt der Leser, wie man Gefühle lenken kann, wobei Jacob sich hier näher mit Achtsamkeit befasst.

Ich habe erst recht spät im Leben gelernt, bestimmte Gefühle zuzulassen, und vermittle seitdem auch gerne Menschen in meiner psychotherapeutischen Arbeit, dass (auch unangenehme) Gefühle nichts sind, was wir vermeiden sollten – im Gegenteil.

Ich habe in den letzten Jahren sehr viel über Gefühle gelesen – und dabei auch viele Bücher von Jacob, die ich als Autorin sehr schätze.

Der Einstieg ins Buch war eine gute Wiederholung aus meinem Psychologiestudium und meiner Psychotherapieausbildung, hat aber auch Neues geboten.

Im Verlauf beschreibt Jacob für meinen Geschmack etwas zu viel über Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT). Nicht so gut fand ich zudem die Begriffe ‚positive und negative Gefühle‘ bzw. ,schlimme und schöne Gefühle’, da ich diese Bezeichnungen sehr wertend und damit eher weniger gut geeignet finde.

Dieses Buch hat leider nicht so viel Neues gebracht, wie ich das von Jacob kenne. Für Einsteiger ins Thema Emotionen bietet das Buch aber gutes Grundlagenwissen.

Gitta Jacob: Zu viel Gefühl. Wie wir unsere Emotionen lenken und nicht sie uns. Beltz, 2025, 237 Seiten; 20 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!