„Unser Leben ist vielschichtig. Voller Graustufen.“ (Seite 10)
Wir alle kennen Erlebnisse und Gefühle, von denen wir gerne anderen erzählen möchten, damit wir sie aus dem Kopf kriegen oder unsere Gedanken sortieren können, für die wir uns aber manchmal schämen, so dass das mit dem Erzählen gar nicht so einfach ist.
Früher ging man mit solchen Themen zur Beichte, und aus diesem Grunde entwickelte Jana Kreisl den Beicht-O-Mat, mit dem sie durch Deutschland reiste.
In ihrem Beicht-O-Mat hört Kreisl etwa 180 Menschen zu, sammelt dadurch viele berührende Geschichten und fasst die jeweilige Geschichte zeichnerisch in einem Bild zusammen.
„Das Buch soll dazu einladen, uns unsere Fehler und Macken einzugestehen und uns darüber auszutauschen. Vielleicht können wir darüber lachen, vielleicht können wir zusammen weinen.“ (Seite 32f)
Die Idee zum Buch finde ich sehr schön, und die Anekdoten, die Kreisl aufgeschrieben hat, fand ich oft spannend und bisweilen sehr berührend. Die Zeichnungen haben mich allerdings nicht richtig abgeholt, was womöglich am schnellen Zeichenstil liegt, weshalb die Zeichnungen wenig komplex und eher vereinfacht sind.
Wichtig ist mir (als Psychologin und als Privatperson), dass individuelle Lebensgeschichten entpathologisiert und normalisiert werden, was der Autorin mit ihrer Auswahl gut gelungen ist. Manche der Geschichten waren zudem entwaffnend ehrlich, was ich spannend und gelungen fand.
Jana Kreisl: Geht’s eigentlich nur mir so? Wahre Geschichten über ungebetene Gefühle. Eichborn, 2024, 176 Seiten; 18 Euro.