„Der Mensch geht, die Natur kommt.“
In seinem Buch Neuland bildet der Fotograf Sven Fennema das schmale Zeitfenster ab, „in dem sich Symbole des Fortschritts und der Zivilisation langsam zurückbilden, um sich schließlich in das Gegenteil zu verkehren: Der Mensch ist gegangen, die Natur übernimmt, verändert und zerstört am Ende.“.
Ich mag Lost Places-Fotografie, aber Neuland ist meiner Meinung nach noch spannender als die üblichen Fotos von verfallen(d)en Gebäuden und wunderbaren Lichtstimmungen, denn hier sieht man, wie die Natur zurückkehrt, was sich dadurch verändert und welche Stimmung an solchen Orten herrscht.
Die Fotografien im Buch sind meist großformatig, bisweilen auch doppelseitig. Die Motive sind atmosphärisch, manchmal auch etwas skurril, z.B. die abgebildeten Bäume, die durch Stühle wachsen. Stets handelt es sich aber um technisch hervorragend aufgenommene Fotografien, die das Motiv perfekt einfangen und dem Betrachter eine gewisse Vorstellung davon bieten, was das Besondere des jeweiligen Ortes ist, wieso der Fotograf beeindruckt und fasziniert war.
Knappe Legenden vermitteln kurze Informationen darüber, was zu sehen ist, auch wenn man nicht erfährt, wo genau das Gebäude zu finden ist. Dies ist manchmal schade, aber die Gründe des Fotografen, warum er die Orte nicht genau lokalisiert, sind auch einleuchtend, so dass man sich beim Betrachten zwar immer wieder wünscht, am jeweiligen Ort selbst zu fotografieren, aber auch versteht, warum solche Orte nicht einer breiten Masse verfügbar gemacht werden sollen und dürfen.
Die jeweiligen Kapitel werden durch längere Texte eingeleitet, in denen Informationen zu verschiedenen Orten, Zeiten und Ereignissen geboten werden, so dass der Bildband nicht nur besonders ästhetisch, sondern auch lehrreich ist.
Sven Fennema: Neuland. Eroberungen der Natur. Frederking & Thaler, 2017, 240 Seiten; 50 Euro.