
„Die Sterne machen nur geneigt, sie zwingen nicht.“ (Seite 69)
Mira wird 1974 Zeugin einer Hinrichtung auf offener Straße – eine öffentliche Verbrennung aufgrund sexueller Abweichungen, die aus Tradition nicht toleriert werden.
Sieben Jahre später lebt sie in Kinshasa, ist fast 16 Jahre alt, trifft auf Charlie Bolingo, einen Gitarristen, als sie nachts von ihrer Freundin Chantal allein in einem Club zurückgelassen wird. Sie verliebt sich in ihn, doch ihre Familie lehnt ihn ab.
Bijoux lebt 2004 bereits seit zwölf Jahren bei ihrer Tante Mireille in London. Sie arbeitet als Anwaltsgehilfin in der Kanzlei Bailey & Cunningham und führt eine heimliche Beziehung mit Kay. Ihre Familie weiß nichts von ihrer Homosexualität, und dann empfiehlt ihr Pater Pasteur die Ehe mit Bruder Fabrice.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Miras und Bijoux’ Perspektive erzählt. Die Autorin springt zudem immer wieder zwischen den Zeiten und den Handlungsorten, so ist man als Leser nicht nur in Kinshasa, sondern auch in Paris, in Brüssel, in London.
Ich weiß nicht recht, warum, aber seit meinen Kindertagen bin ich fasziniert vom Kongo. Und deshalb lese ich gerne Sachbücher, Reiseberichte und Literatur über das Land bzw. über die beiden Kongos. Auch bei ‚Wohin du auch gehst‘ habe ich die Atmosphäre sehr genossen und mich nach Zaire bzw. in die Demokratische Republik Kongo geträumt.
Die Autorin nimmt den Leser in ihrem stimmungsvollen und lebendigen Roman mit nach Zaire und in verschiedene Städte Europas, die trotz allem vom Leben in Afrika geprägt und von Traditionen sind.
Christina Fonthes erzählt von Sehnsüchten, von paternalistischen Strukturen, von Glaube, Tradition, Liebe, Freiheit und Sexualität. Und sie erzählt von Gewalt, Krankheit und Intoleranz.
Mir hat der Roman insgesamt gut gefallen, vor allem was die Stimmung auf dem afrikanischen Kontinent angeht. Doch irgendetwas hat mir gefehlt. Ich konnte nicht komplett in die Geschichte eintauchen, was vielleicht an den vielen Zeit- und Perspektivwechseln liegt, die mich immer wieder aus dem jeweiligen Handlungsstrang gerissen haben.
Die Auflösung der Geschichte kam letztendlich überhaupt nicht überraschend für mich und war mir schon sehr früh klar – was ich ein wenig schade fand.
Christina Fonthes: Wohin du auch gehst. Aus dem Englischen von Michaela Grabinger. Diogenes, 2025, 416 Seiten; 25 Euro.