„Allem Wissen über menschengemachten Klimawandel zum Trotz haben wir 2018 mehr Treibhausgase produziert als je zuvor – der Anstieg liegt dreimal höher als das Wachstum der Weltbevölkerung. Gute Ausreden gibt es zuhauf: der größere Kohleverbrauch in China und Indien, die starke Weltwirtschaft, ungewöhnlich heiße Sommer und kalte Winter, die mehr Heizung und Kühlung erforderten. Aber die Wahrheit ist so roh wie offensichtlich: Es ist uns egal.“ (CD 1 , Track 16)
Jonathan Safran Foer erzählt in Wir sind das Klima! von Psychologie, Shoa, Rassismus, Thanksgiving, hysterischer Kraft, Heimspielen, Nikotin, Treibhausgasen, Massentierhaltung, der Belagerung von Masada und Svalbard Global Seed Vault.
Er berichtet von persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen, bettet diese in Forschungsergebnisse ein, zieht so Parallelen zwischen unterschiedlichen Themen und Ereignissen. Dieser Mix aus harten Fakten und Anekdoten hat mir ausgesprochen gut gefallen und sorgt dafür, dass das Geschriebene greifbarer und persönlich relevanter wird, sowie dafür, dass man sich Inhalte besser merken kann.
Ich habe vor vielen Jahren bereits Tiere essen von Safran Foer gelesen, das mich sehr beeindruckt hat und das meine Essgewohnheiten nachhaltig verändert hätte, wenn ich nicht schon Vegetarierin gewesen wäre. Nun habe ich das Hörbuch zu Wir sind das Klima! gehört, das nicht nur sehr lehrreich ist und hervorragend von Christoph Maria Herbst gelesen wird, sondern das auch dafür gesorgt hat, dass ich mein eigenes (Ess-) Verhalten wieder mehr überdacht habe.
Besonders gefallen hat mir an Wir sind das Klima! (und auch an Tiere essen), dass Safran Foer nicht mit erhobenem Zeigefinger versucht, Verhalten zu ändern, sondern dass er sehr anschaulich und sachlich informiert, so dass man sich als Leser/Hörer seine eigene Meinung bilden kann. Dabei zeigt Safran Foer auch, dass er selbst nur ein Mensch ist, Fehler macht, inkonsequent ist. Wichtig ist jeder noch so kleine Schritt. Wer unbedingt Perfektion erreichen möchte, fängt nie an, sich umweltbewusster und nachhaltiger zu verhalten.
„Ist radikaler Wandel gefragt, behaupten viele, man könne ihn als Einzelner ja sowieso nicht herbeiführen, brauche es also gar nicht erst zu versuchen. Das genaue Gegenteil trifft zu: Die Ohnmacht des Einzelnen ist der Grund, aus dem alle es versuchen müssen.“ (CD 2, Track 3)
Das Buch hat mir wichtige Impulse gegeben und mich dazu gebracht, dass ich wieder strenger vegan leben möchte, weniger Ausnahmen machen will, mein eigenes Verhalten mehr überdacht habe und weiter überdenken möchte. Mich hat Wir sind das Klima! sehr traurig gemacht, obwohl Safran Foer durchaus hoffnungsvoll ist – ich bin es langsam nicht mehr, gebe aber trotzdem nicht auf, meinen kleinen Teil für mehr Nachhaltigkeit etc. beizutragen.
„Wahrscheinlich ist es unmöglich, den Klimawandel aufzuhalten, indem man auf fossile Brennstoffe verzichtet. […] Tierprodukte durch Alternativen zu ersetzen bietet dagegen die einmalige Chance, schnell Treibhausgasemissionen zu reduzieren und zugleich Land zur Verfügung zu stellen, auf dem Bäume schon bald überschüssiges CO2 aufnehmen könnten. Tierprodukte zu ersetzen ist also offenbar der einzige gangbare Weg, den Klimawandel aufzuhalten, ehe es zu spät ist.“ (CD 5, Track 20)
Jonathan Safran Foer: Wir sind das Klima! Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können. Aus dem amerikanischen Englisch von Stefanie Jacobs und Jan Schönherr. Ungekürzte Lesung von Christoph Maria Herbst. Argon Hörbuch, 2019; 19,95 Euro.
Dieser Post ist Teil meines Klima-Monatsthemas im August 2021.