Umgang mit wahnkranken Menschen von Petra Garlipp und Horst Haltenhof

„Es sind also am ehesten das „Nichteinschätzbare“, das „Unheimliche“, das „Nicht- oder Schwernachvollziehbare“ und der Aspekt des „Unvorhersehbaren“, das uns im Kontakt mit wahnkranken Menschen verunsichert und ängstigt, gleichzeitig aber auch neugierig macht und nicht zuletzt fasziniert.“ (Seite 12)

Petra Garlipp und Horst Haltenhof erklären in Umgang mit wahnkranken Menschen zum Einstieg, was ein Wahn ist, bevor sie auf die Terminologie im Zusammenhang mit Wahn eingehen und Begriffe wie Wahneinfall, Wahnwahrnehmung, Wahnstimmung, Wahnerinnerung, Wahnsystem und Wahndynamik näher erklären.

Im Folgenden gehen die Autoren genauer auf Wahninhalte ein, erläutern die Abgrenzung zu überwertiger Idee, Tagtraum, Verliebtsein und Glaube, schreiben von der Entstehung von Wahn, von verschiedenen Krankheitsbildern mit Wahnsymptomen, von Diagnostik, vom Umgang mit wahnkranken Menschen (wie der Buchtitel suggeriert) und der Behandlung, von Suizidalität und selbstverletzendem Verhalten sowie von Fremdgefährdung. Viele der Ausführungen werden durch Fallbeispiele veranschaulicht.

Mir persönlich war vieles im Buch bereits geläufig, da ich erstens vom Fach bin und mich zweitens schon sehr ausführlich mit Schizophrenie, Psychosen und Wahn beschäftigt habe. Das Buch bietet aber eine hervorragende Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte des Wahns, so dass es sich perfekt für Einsteiger, aber auch zum Auffrischen von Wissen eignet.

Ich empfand Umgang mit wahnkranken Menschen meist als sehr gut verständlich und sehr gut zusammengefasst. Lediglich die Passagen, in denen es um tiefenpsychologische Themen geht, fand ich sprachlich etwas umständlich, so wie ich es für Tiefenpsychologie und Psychoanalyse recht typisch finde und womit ich immer meine Probleme habe. Diese Passagen sind aber eher die Ausnahme, der Rest des Buches ist sehr leicht lesbar und sehr informativ. Generell liegt der Fokus des Buches mehr auf tiefenpsychologischen Ansätzen statt auf kognitiver Verhaltenstherapie, was ich – aufgrund meiner persönlichen Präferenz – etwas schade fand.

Der eigentliche, praxisbezogene Umgang mit wahnkranken Menschen nimmt eher einen kleinen Teil des Buches ein, da hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. Trotz meines Vorwissens habe ich jedoch bei der Lektüre dazugelernt und kann das Buch somit für Laien und auch für Fortgeschrittene empfehlen, die sich mehr mit Wahn und mit wahnkranken Menschen beschäftigen möchten.

„Sich mit einem wahnkranken Menschen inhaltlich und humanistisch auseinanderzusetzen erfordert Zeit und ein Sich-Einlassen-Können und ein Zulassen-Können des zunächst Unverständlichen.“ (Seite 51)

Petra Garlipp und Horst Haltenhof: Basiswissen. Umgang mit wahnkranken Menschen. Psychiatrie Verlag, 2015, 128 Seiten; 18 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!