„Traumatisierte Patientinnen und Patienten unterscheiden sich in einem Punkt deutlich von anderen Patientengruppen: Sie haben etwas erlebt, was sie dauerhaft verändert hat, und zwar in einer Umwelt, die sich oft wenig oder gar nicht vom Lebensumfeld anderer Menschen unterscheidet. Ihre Symptome lassen sich nicht auf neurophysiologische Funktionsstörungen oder genetische Dispositionen reduzieren. Das, was diesen Menschen zugestoßen ist, könnte auch anderen, und damit auch professionellen Helfern zustoßen. Wie würden wir selbst reagieren? Könnten wir lernen, damit umzugehen? Was würde sich für uns und in uns verändern? Wie würde unser soziales Umfeld reagieren?“ (Seite 9)
Jens Gräbener fasst in seinem Basiswissen-Titel das Wichtigste zum Thema Trauma und Traumatisierung zusammen. Er berichtet u.a. von Typ-I-Trauma (einmalig, kurzfristig einwirkend) und Typ-II-Trauma (mehrfach, langfristig einwirkend), akzidentiellen und interpersonellen („man-made“) Traumata, traumatischer Zange und Dissoziation, Hippocampus und Amygdala, Folgen von traumatischen Erlebnissen, Traumabewältigung, professionellen Hilfsangeboten sowie der professionellen Interaktion mit traumatisierten Menschen.
Ich habe wenig praktische Erfahrung mit traumatisierten Patienten, da ich im Berufsleben aber immer wieder auf diese treffe, habe ich Umgang mit traumatisierten Patienten gelesen. Dabei bin ich auf viel Bekanntes gestoßen, das ich noch aus meiner Unizeit kenne, aber habe auch sehr viel Neues gelernt, das mir bei meiner psychotherapeutischen Tätigkeit weiterhilft.
Beim Thema Trauma handelt es sich natürlich von Grund auf um ein spannendes Thema, doch Gräbener ist es zudem hervorragend gelungen, die wichtigsten Aspekte sehr gut und hilfreich zusammenzufassen. Das Buch ist sehr dicht geschrieben und bietet komprimiertes Wissen zum Thema Trauma, liest sich spannend, ist informativ und lehrreich. Besonders gefallen haben mir die Fallbeispiele sowie der starke Praxisbezug, und obwohl ich generell großer Basiswissen-Fan bin und schon sehr viele Basiswissen-Titel kenne und schätze, empfinde ich Gräbeners Buch als das bisher beste Buch der Reihe.
Das Buch richtet sich laut Autor vor allem an psychiatrisch Tätige, ich finde aber, dass auch Laien, Betroffene und Angehörige von der Lektüre profitieren können, da hier auf wenig Raum sehr übersichtlich und sehr verständlich dargelegt wird, was ein Trauma ausmacht und auslöst, wie man mit Traumatisierungen umgeht und was es zu beachten gilt.
„Die besten professionellen Strategien können aber nicht verhindern, dass traumatisierte Patienten professionelle Helfer mit ihrem Leid und ihrer Geschichte berühren. Das ist gut so: Berührbar zu sein und zu bleiben ist eine wesentliche Ressource im Umgang mit traumatisierten Patienten.“ (Seite 9)
Jens Gräbener: Basiswissen – Umgang mit traumatisierten Patienten. Psychiatrie Verlag, 2013, 143 Seiten; 18 Euro.