
„Bestens geeignet für eine Hörspielserie von Pedro Camacho“
Lima in den 1950er Jahren: Bei einem Familienessen trifft der 18-jährige Mario – Jura-Student und Journalist bei Radio Panamericana – auf die 32-jährige Tante Julia, die frisch geschieden und laut den Familiengerüchten auf der Suche nach einem neuen Ehemann ist.
Aus anfänglichem Spott und Necken wird eine wenig ernste Liebelei, die schließlich zu einer großen Liebe wird, die sich gegen Vorurteile und gegen das Gerede der Familienmitglieder stellt.
Mario Vargas Llosa vermischt die Geschichte um Mario und Julia mit immer abstruser werdenden Szenen aus Hörspielserien, die stets dramatisch und mit reißerischem Cliffhanger enden, so dass man sich als Leser wie in einer Seifenoper fühlt.
Dabei ist sein Schreibstil sowohl anspruchsvoll als auch unterhaltsam und amüsant, und während der Lektüre musste ich oft über die bissigen Formulierungen, die bizarren Protagonisten, die absurden Episoden und die oft völlig übertriebenen Geschehnisse lachen.
Am Ende möchte man am liebsten von vorn beginnen und diesen wunderbaren Roman erneut lesen oder hören.
Dies ist ein großartiger, clever konstruierter, sprachlich anspruchsvoller, grotesker und tragikomischer Roman des Literaturnobelpreisträgers. Absolute Lese-/Hörempfehlung.
Mario Vargas Llosa: Tante Julia und der Kunstschreiber. Aus dem Spanischen von Heidrun Adler. Gelesen von André Jung, Herlinde Latzko und Christoph Bantzer. der Hörverlag, 2010; vergriffen (antiquarisch erhältlich).