„Es ist wichtig, den Patienten und seinen Wunsch, sterben zu wollen, ernst zu nehmen und respektvoll mit ihm umzugehen. Dabei kann es hilfreich sein, sich in seine Lage hineinzuversetzen und den Lösungsversuch (Suizid) nachzuvollziehen. So werden Autonomie und Kontrolle als wesentliche Grundbedürfnisse in der Psychotherapie berücksichtigt […]. Die Behandelnden sollten dazu in der Lage sein, den Patienten in seiner Situation zu verstehen und zu validieren. Dabei ist nicht vorgesehen, dass sie den Lösungsversuch des Patienten gutheißen.“ (Seite 19)

Björn Vüst und Eva Meisenzahl stellen in ihrem Buch ein Manual für Einzel- und Gruppentherapie vor, das sich sehr intensiv dem Thema Suizidalität widmet.

Vor dem Präsentieren des eigentlichen Behandlungsplans mit einer detaillierten Beschreibung der Inhalte der einzelnen Sitzungen bieten die beiden Autoren Informationen zu Behandlungsleitlinien, rechtlichen Aspekten und Anforderungen an den Behandelnden sowie theoretische Grundlagen (z.B. Transtheoretisches Modell der Verhaltensänderung und Modell der Interpersonalen Theorie suizidalen Verhaltens) und Informationen zur Diagnostik von Suizidalität.

Die Beschreibung der einzelnen Sitzungen beinhaltet Psychoedukation, Intervention, Hausaufgabe, Arbeitsmaterial und Notfallplan.

Am Ende des Buches gibt es noch ein Kapitel zu Inter- und Supervision.

Ich habe mich schon sehr viel mit Suizidalität beschäftigt und komme mit dem Thema aufgrund meiner psychotherapeutischen Tätigkeit sehr oft in Berührung.

Dieses Buch ist anders als die Bücher, die ich bereits kannte, denn hier geht es um ein Manual für Gruppen- und Einzeltherapie, was ich sehr spannend und auch sehr relevant finde.

Gefallen hat mir hier vor allem die klare Struktur, die gute Verständlichkeit, die wertschätzende und respektvolle Atmosphäre im Buch. Auch die Minutenschätzungen mit genauen Anleitungen für Gruppe und Einzel sind sehr hilfreich, da sich die Inhalte des Buches so schnell und einfach in den Klinikalltag bzw. die ambulante Arbeit übertragen und einsetzen lassen.

Schön sind auch die Zusammenfassungen am Kapitelende, die das Gelesene nochmals kompakt auf den Punkt bringen, sowie die Arbeitsblätter (z.B. Notfallplan, Umgang mit Stress, Umgang mit Gefühlen, Soziales Kompetenztraining), die sich im Anhang finden sowie auf der Klett-Cotta-Seite herunterladen lassen.

Björn Vüst und Eva Meisenzahl: Suizidale Krisen. Das Manual für Einzel- und Gruppensettings. Schattauer, 2022, 208 Seiten; 35 Euro.