„In welche verwunschene Dorfidylle war er geraten?“
Capitaine Olivier Malbec stammt eigentlich aus Paris, aber vor 10 Jahren hat es ihn in der Provence verschlagen, wo er in der Dienststelle der Polizei in Carpentras tätig ist.
Eines Tages wird er zu einem mysteriösen Todesfall nach Trouvac gerufen, einem Dorf in den Bergen nordwestlich von Saint-Saturnin-lès-Apt. Ein alter Mann wurde dort tot gefunden – offensichtlich erschlagen. Bald stellt sich heraus, dass es sich um Dieter Steger handelt, dem das ganze Dorf gehört. Er hatte es vor langer Zeit gekauft, als es nahezu unbewohnbar gewesen war – bereits seit Jahrzehnten von allen Bewohnern verlassen, halb verfallen. Steger hat Trouvac wieder aufgebaut und das Dorf zu einem besonderen Kleinod gemacht, das fernab der touristischen Pfade authentisch und ursprünglich geblieben ist.
Malbecs Recherche im Dorf ist anfangs kaum erfolgreich: „Jeder, mit dem er über Dieter Steger gesprochen hatte, war nur voll des Lobes und zeichnete das Bild von einem tatkräftigen Mann, der sich in oder besser mit Trouvac seinen Lebenstraum erfüllt hatte.“
Ich liebe die Provence und ganz besonders den Luberon. Deshalb habe ich mich nicht nur auf die Lektüre gefreut, sondern war auch begeistert davon, dass Ralf Nestmeyer lauter Orte erwähnt, die ich besonders mag, v.a. das wundervolle Lacoste.
Nestmeyer hat mich aber nicht nur virtuell in die Provence versetzt, schöne Erinnerungen geweckt und mich in eine echte Provence-Stimmung gebracht, sondern auch gut unterhalten sowie die großen Probleme der Provence aufs Tapet gebracht. Neben dem immer salonfähiger werdenden Rechtsruck in der Provence dreht sich der Krimi unter anderem auch um den Schaden, den der Tourismus in der Provence angerichtet hat, z.B. durch den Aufkauf des Dorfes Lacoste durch Pierre Cardin, um den Verlust von Authentizität.
Auch die Auflösung hat mir gefallen, ist glaubwürdig, aber dennoch überraschend und nicht vorhersehbar.
Ralf Nestmeyer: Späte Rache im Luberon. Provence Krimi. Emons Verlag, 2022, 224 Seiten; 12 Euro.