
„Auch du könntest […] ein Soziopath beziehungsweise eine Soziopathin sein. Oder du kennst vielleicht einen Menschen, dessen Persönlichkeit sich auf dem soziopathischen Spektrum befinden könnte. Und da reden wir nicht mal von tatsächlich Kriminellen, Ärzte, Anwältinnen, Lehrer, Postbotinnen… Soziopathen verstecken sich überall, und das vor aller Augen. Du musst nur nach ihnen Ausschau halten.“ (Seite 13f)
Patric Gagne ist eine promovierte Psychologin und wusste bereits als Kind, dass sie anders als andere Leute ist. Sie hatte andere Interessen und wenige soziale Gefühle wie Schuld und Liebe.
In ihrem Buch erzählt sie von ihrer Kindheit, die geprägt war durch fehlende Reue, Diebstähle, Lügen, Einbrüche und Gewalt gegenüber anderen, was geholfen hat, ihren inneren Druck zu reduzieren.
Gagne spricht über ihre Jugend und ihr Erwachsenenalter, über ihre erste Liebe, eine intensivere Beschäftigung mit Soziopathie, Psychopathie und antisozialer Persönlichkeitsstörungen. Sie berichtet von Psychotherapie, von Beziehungen, von ihrem Psychologiestudium und von ihrer Dissertation.
Der Titel ist mir in einer Buchhandlung direkt ins Auge gesprungen, der Inhalt klang spannend, und ich habe das Buch direkt gekauft.
Mir hat das Buch insgesamt ganz gut gefallen – auch wenn ich es stellenweise etwas langatmig fand und die Geschichte von Gagne auf mich irgendwie unauthentisch und plakativ gewirkt hat. Ich fand auch nicht immer, dass sie Fachterminologie richtig verwendet, zum Beispiel den Begriff „kognitive Dissonanz“ auf Seite 201. Vor allem aber fand ich die Autorin sehr unsympathisch, was das Lesen für mich nicht erleichtert hat.
Mich hat das Buch stellenweise sehr interessiert, aber stellenweise fand ich es auch eher unnötig, die Geschichte der Autorin zu lesen.
Patric Gagne: Soziopathin. Meine Geschichte. Übersetzung von Britta Fietzke. Goldmann Verlag, 2025, 432 Seiten; 23 Euro.