„Vor allem aber müssen sich Professionelle daran gewöhnen, viel häufiger Fragen zu stellen, statt, wie gewohnt, Antworten zu geben.“ (Seite 15)
Das Praxishandbuch Akutpsychiatrie thematisiert u.a. Unterstützung und Druck, therapeutische Haltung, anthropologisches versus biologisches Krankheitsmodell, Recovery und Empowerment, Zwangsmaßnahmen und Selbstbestimmung, ambulante und stationsäquivalente Behandlung, Früherkennung, Sicherheit und Kommunikation, Genesungsbegleitung und Peersupport, Offenen Dialog und Nachbesprechung von Zwangsmaßnahmen.
Die Herausgeber des Buches führen in die jeweiligen Kapitel (Die Perspektive der Psychiatrieerfahrenen, Die therapeutische Haltung, Die Versorgungsorganisation, Die Stationsstrukturen, Die Behandlungsangebote, Neue Konzepte) ein und ziehen am Ende ein Fazit. Dazwischen kommen Autoren und Autorinnen zu Wort, die Akutpsychiatrie aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachten, z.B. als Experten aus Erfahrung sowie aus ärztlicher, psychologischer, sozialarbeiterischer, ergotherapeutischer Sicht.
Mir hat das Buch wertvolle und besondere Einblicke in die Akutpsychiatrie geboten. Vor allem die persönlichen Geschichten von Psychiatrieerfahrenen, die davon erzählen, was ihnen geholfen hat und was wichtig war, fand ich eine wichtige Perspektive. Denn wer könnte uns besser sagen, was hilfreich und was nicht hilfreich ist bei einer akutpsychiatrischen Behandlung, als diejenigen, die Hilfe in Anspruch genommen haben und hoffentlich die passende Hilfe erhalten haben?
Hier kann man zudem sehr viel über therapeutische Haltung und eine respektvolle Psychiatrie lernen, auch wenn man gar nicht im akutpsychiatrischen Setting arbeitet.
Lieselotte Mahler, Ina Jarchov-Jádi und Matthias Jäger: Praxishandbuch Akutpsychiatrie. Psychiatrie Verlag, 2023, 288 Seiten; 45 Euro.