„Im Morgengrauen werden wir, bewaffnet mit brennender Geduld, die strahlenden Städte betreten.“ (CD 3, Track 3; Zitat von Arthur Rimbaud)
Der 17-jährige Mario Jiménez bewirbt sich als Briefträger im kleinen chilenischen Dorf Isla Negra. Da die meisten Bewohner Isla Negras Analphabeten sind, hat Mario nur einen einzigen Kunden: den berühmten Dichter Pablo Neruda, dem später, im Jahre 1971, der Nobelpreis für Literatur zuerkannt wird.
Mario und Neruda verbindet bald eine enge Freundschaft. Der Dichter bringt dem Jungen bei, was eine Metapher ist, und hilft ihm schließlich, die 16-jährige Beatriz Gonzáles, in die sich Mario unsterblich verliebt hat, zu erobern.
Der chilenische Autor Antonio Skármeta erzählt in seinem schmalen Roman nicht nur von der Liebesgeschichte zwischen Mario und Beatriz, sondern setzt Neruda mit seinem Buch Mit brennender Geduld ein Denkmal und vermittelt dem Leser/Hörer Wissen über die Geschichte Chiles zwischen der Wahl Salvador Allendes zum Präsidenten des Landes und dem Staatsstreich Augusto Pinochets.
Ich habe Mit brennender Geduld vor etwa 15 Jahren gelesen und nun das Hörbuch angehört, das von Hans Korte gelesen wird.
Skármeta erzählt seine Geschichte in anspruchsvoller Sprache, die mir meist sehr gut gefallen hat, bisweilen aber recht schwülstig ist – so wie ich auch Nerudas Gedichte teilweise schön und poetisch, teilweise zu blumig finde.
Skármetas Roman, der sich um Freundschaft und Liebe, Sprache und Traditionen, den Dichter und die Privatperson Neruda sowie um Allende und Pinochet dreht, hat mich am Ende berührt und traurig gemacht, obwohl er über weite Strecken hinweg auch humorvoll und amüsant ist.
Das Buch wird von Korte ansprechend gelesen und zudem bisweilen mit Musik untermalt, so dass man dem Roman gerne lauscht.
Antonio Skármeta: Mit brennender Geduld. Aus dem chilenischen Spanisch von Willi Zurbrüggen. Ungekürzte Lesung von Hans Korte. Hörbuch Hamburg, 2006; vergriffen (antiquarisch erhältlich).
Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Argentinien und Chile“ im März 2019.