Ein Fremder gelangt eines Tages zur Hütte eines Indios. Der Indio erzählt ihm vom Jaguar, dem Menschenfresser, der drittgrößten Raubkatze der Welt. Er kam in diese Gegend, um die Tiere zu jagen, zu töten, auszurotten und durchlief schließlich eine Transformation. Er sieht den Jaguar nun als seinen Verwandten, will das Geschehene ungeschehen machen, spricht voller Ehrfurcht, Bewunderung und Zuneigung von der größten Katze des amerikanischen Doppelkontinents.
Das Büchlein liest sich schnell, jedoch nicht immer einfach. João Guimarães Rosa verwendet Idiome der Indiosprache Tupi-Guarani, entwickelt Neologismen und lässt seinen Ich-Erzähler in sonderbar-abgehackter, umgangssprachlicher Weise zu Wort kommen. In einem langen Monolog, der jedoch nie langatmig wird, berichtet der Indio von seiner Verwandlung, wobei die Grenze zwischen Realität und Fiktion immer mehr verwischt wird und der Leser sich schließlich dem Jaguar gegenüber sieht.
Mein Onkel der Jaguar ist ein kurzes und kurzweiliges Buch über die Metamorphose eines Jägers zum Ebenbild seines Opfers.
João Guimarães Rosa: Mein Onkel der Jaguar. Kiepenheuer & Witsch, 1994, 84 Seiten; vergriffen.
Dieser Post ist Teil des Themas „Magischer Realismus“ im August 2017.