>>Im besten Fall haben die Leute gar keine Vorstellung von Chemie. Sie fragen dann mit großen Augen und einer gewissen Ratlosigkeit im Blick: „Und was macht man so mit Chemie?“
Manchmal würde ich mein Gegenüber dann gerne an den Schultern packen, schütteln und schreien: „ALLES!!! Chemie ist ALLES!!!“<< (Seite 9)
Mai Thi Nguyen-Kim erzählt in Komisch, alles chemisch! von Melatonin und Cortisol, Teilchenmodell und Aggregatzuständen, Zahnpasta und Fluoriden, Tensiden und Fett, Sitzen und Non-Communicable Diseases, Placebo und Nocebo, Randomized Controlled Trial und Publikationen, Slow-Blink und Edelgasen, Kathode und Anode, synaptischem Spalt und Neurotransmittern, Kaffee und Adenosintriphosphat, Konservierungsstoffen und Cheeseburgern, Destillation und Wasser, Schokolade und Theobromin, Antitranspirantien und Gerüchen, Oxytocin und Kuscheln, Alkohol und Alkoholdehydrogenase.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass es in diesem Buch ‚nur‘ um Chemie geht, ein Fach, das ich in der Schule irgendwann abgewählt habe, das mich mittlerweile aber ziemlich interessiert. Es geht hier aber um deutlich mehr als um Chemie: Der Leser kann auch sehr viel über Wissenschaft und Wissenschaftsbetrieb erfahren, was für mich eher redundante Informationen waren, da ich selbst 15 Jahre in der Hirnforschung gearbeitet habe.
Für Einsteiger ins Thema Forschung finde ich diese Ausführungen aber sehr gelungen, denn Nguyen-Kim erzählt sehr verständlich und unterhaltsam, bietet gute Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten und lässt so auch Laien verstehen, was gute Forschung ausmacht.
Das Buch ist amüsant, war mir bisweilen aber etwas zu flapsig. Nichtsdestotrotz liest es sich angenehm, ist vor allem sehr lehrreich und bietet anschauliche Beispiele.
Mai Thi Nguyen-Kim: Komisch, alles chemisch! Handys, Kaffee, Emotionen – wie man mit Chemie wirklich alles erklären kann. Illustrationen von Claire Lenkova. Droemer, 2019, 256 Seiten; 16,99 Euro.