Jacek Hugo-Bader reist durch Russland: von Moskau nach Wladiwostok, 13000 Kilometer, mit einem klapprigen Geländewagen, mitten im sibirischen Winter.
In Ins eisige Herz Sibiriens stellt er die Menschen vor, denen er auf seiner Reise begegnete, erzählt ihre Geschichte, berichtet von einem düsteren und kaputten Russland und thematisiert Alkohol und Drogen, Armut und Obdachlosigkeit, Gewalt und Delinquenz, HIV und AIDS, Kinderheime und Kriege, Atomtests und Suizide, Religion und Schamanismus.
Oft packt mich beim Lesen von Reiseberichten das Fernweh, und ich möchte mich am liebsten sofort auf den Weg ins Land machen. Hier war das nicht so, und nach der Lektüre möchte ich eigentlich niemals auch nur in die Nähe Sibiriens kommen. Das ist einerseits natürlich schade, andererseits habe ich das Gefühl, der Autor hat mir ganz einzigartige und wertvolle Einblicke ermöglicht, die zwar alles andere als schön waren, die mir jedoch ein komplexes Land gezeigt haben. Ich habe hier sehr viel Neues gelesen, Spannendes erlebt und gelernt.
Das Buch hat mich stellenweise total deprimiert, wirkt aber sehr realistisch und authentisch, hat mir das Gefühl vermittelt, ich wäre mit dem Autor unterwegs.
Schön ist es nicht, was man hier liest, und immer, wenn man denkt, schlimmer könne es nicht kommen, reißt der Autor das nächste schreckliche Thema an. Ich habe diese Reise durch Russland dennoch gerne mit dem Autor unternommen und habe viel über Russland und die Menschen gelernt, so dass ich das Buch sehr empfehlen kann.
Jacek Hugo-Bader: Ins eisige Herz Sibiriens. Eine Reise von Moskau nach Wladiwostok. Malik, 2014, 352 Seiten; 15 Euro.
Dieser Post ist Teil des Russland-Themas im November 2017.