„Vereinfachung kann für Hilfe nützlich sein. Sie kann Hilfe aber auch behindern.“
Alex Perry erzählt in seinem Buch In Afrika von der Geschichte und Politik verschiedener afrikanischer Staaten, vom Versagen der Hilfsorganisationen und vom neuen Afrika als „Ort zorniger Selbstbehauptung“, von Reichtum und Armut, Korruption und Gewalt, Entdeckungsreisenden und Kolonialismus, Diktaturen und Diktatoren, Gefängnis und Folter, HIV und AIDS, Ursachen und Auswirkungen von Hilfsmaßnahmen, Biolandwirtschaft und Hunger, Apartheid und security estate, Terrorismus und Islamismus, bin Laden und Boko Haram, Kokain und Drogenkartellen, Klimakriegen und Bürgerkriegen.
Ich habe schon sehr viel über die Geschichte, Politik und Kultur unterschiedlicher afrikanischer Staaten gelesen und fand die Lektüre von Perrys Sachbuch schlichtweg großartig, weil er mir mit seinem Buch einen neuen Blickwinkel geboten und mir bislang unbekannte Facetten gezeigt hat.
Das Spektrum seiner Informationen ist sehr breit, geht aber auch in die Tiefe und ist nie oberflächlich. Zudem gelingt es dem Autor, den Leser an den jeweiligen Ort des Geschehens zu versetzen, denn seine Beschreibungen sind stimmungsvoll, und er lässt immer wieder Individuen zu Wort kommen, die von ihren Erfahrungen erzählen. So entsteht ein komplexes Bild eines Kontinents und zudem eine Sammlung von Geschichten, die Afrika und seine Zukunft weniger pessimistisch darstellen, als dies in anderen Publikationen oft geschieht.
Sehr gut gefallen haben mir auch die Erwähnung aktueller Entwicklungen und Zukunftsprognosen, die mir den Kontinent näher gebracht haben und sehr lehrreich waren. Besonders hervorzuheben ist zudem die Fähigkeit des Autors, dem Leser die Komplexität von Entscheidungen und Handlungen vor Augen zu führen. Gestaunt habe ich z.B. bei dem Zusammenhang zwischen Biolandwirtschaft und Malariaerkrankungen bzw. -mortalität, der mir nach dem Lesen vollkommen einleuchtet, den ich aber vorher noch nie bedacht habe.
Sprachlich ist das Buch anspruchsvoll, oft kreativ und bildhaft erzählt, so dass man beim Lesen auch Spaß hat und sich hervorragend unterhalten fühlt.
Alex Perry: In Afrika. Reise in die Zukunft. Übersetzung von Michael Bischoff. Fischer Taschenbuch, 2018, 560 Seiten; 14 Euro.
Dieser Post gehört zum Kolonialismus-Monatsthema im Juni 2021.