Im Gefühlsdschungel. Emotionale Krisen verstehen und bewältigen von Harlich H. Stavemann

„In wenigen Worten: Sie erfahren hier, wie man sich mit krank machenden Denkweisen und damit einhergehenden belastenden Gefühlen den gesamten Alltag versaut… und wie man es bleiben lässt.“ (Seite 11)

Harlich H. Stavemann erklärt in seinem Buch, was man über Gefühle wissen sollte, wie wichtig Bewertungsprozesse sind, wie Denkmuster entstehen und wie man sie aufspürt, welche Denkfallen es gibt, wie man diese verändern kann.

Ich bin ständig auf der Suche nach Büchern, die ich Laien über psychische Störungen und ihre Behandlung empfehlen kann, und so habe ich auch zu diesem Buch begriffen, weil ich die Arbeit an Emotionen und Kognitionen sehr spannend finde und gehofft habe, Betroffenen hier einen hilfreichen Buchtipp geben zu können. Ganz kurz und schmerzlos: Ich werde das Buch niemandem empfehlen, denn ich empfand es als zu langatmig, oft als zu wertend und zu wenig respektvoll, als zu bemüht lustig und zu flapsig.

Häufig fand ich Stavemanns Ausführungen ein wenig zu vereinfachend, was das Verändern von Grundannahmen etc. angeht. Ja, die kann man verändern (und das macht einen großen Teil meiner therapeutischen Tätigkeit aus), aber einfach ist das für die Betroffenen nicht, und das möchte ich auch meinen Patienten nicht vermitteln, denn die Vorstellung, dass dies eigentlich leicht ist, bei einem selbst aber nicht gleich klappt, kann schnell zu Frust führen.

Die vielen Fallbeispiele haben mir generell gefallen, aber die Terminologie war überhaupt nicht mein Ding, war mir viel zu flapsig und zu bemüht lustig. Ich finde es wichtig und gut, dass sich Professionelle so ausdrücken, dass auch Laien ihnen folgen können, ich persönlich finde es aber ungut, eine vollkommen andere Terminologie zu wählen, die es Laien nicht ermöglicht, auf Augenhöhe mit Behandlern zu sprechen, weil der andere nicht versteht, was das Gegenüber überhaupt meint.

Vor allem die Denkfallen, wegen denen ich das Buch in erster Linie gekauft habe, fand ich nicht hilfreich, sondern albern beschrieben, dadurch oft unnötig und sogar abwertend. Das ist schade, weil das Thema eigentlich extrem spannend und sehr relevant ist.

Nach den Denkfallen habe ich das Buch zur Seite gelegt und beschlossen, nicht weiter zu lesen, damit ich mich nicht noch mehr ärgere.

Harlich H. Stavemann: Im Gefühlsdschungel. Emotionale Krisen verstehen und bewältigen. Beltz, 2018, 358 Seiten; 30 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!