„Wir haben die Nazis überlebt. Wir haben den Kommunismus überlebt. Den Kapitalismus überleben wir nicht.“
In seiner Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien erzählt Martin Becker von Milan Kundera und Prager Frühling, Ota Pavel und Bohumil Hrabal, Václav Havel und Sametová revoluce, Malá Strana und Hradčany, Karlovo náměstí und Staroměstské náměstí, Kaffeehauskultur und Gentrifizierung, Ahoj und Meerlosigkeit, Melancholie und Sehnsucht, Brno und Ostrava, Krteček und Paní Bída, Theater und Kneipen, Bier und Smažený sýr, český humor und Sprache, Franz Kafka und Nový židovský hřbitov, Straßenbahn und Metro, Karlovy Vary und Becherovka, Altvatergebirge und Nebel.
Ich war schon mehrmals in Prag und mag die Stadt sehr gern. Im übrigen Tschechien kenne ich lediglich wenige Orte direkt an der deutsch-tschechischen Grenze.
Mir hat die Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien sehr gut gefallen. Der Autor spricht in angenehmem und unterhaltsamem Plauderton von seinem anfänglichen Verliebtsein und seiner nunmehr großen Liebe zur Stadt Prag und zu ihren Bewohnern. Dabei erzählt er jenseits des Touristen-Mainstream, bewegt sich meist auf abgelegeneren Pfaden und ermöglicht dem Leser damit, Prag aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Ich fand dieses Konzept gelungen, auch wenn ich beim Lesen aus Gewohnheit immer wieder auf die Erwähnung von wichtigen Sehenswürdigkeiten gewartet habe. Allerdings findet man Informationen zu diesen Orten in jedem anderen Reiseführer – bei Martin Becker liegt der Fokus klar auf dem „anderen Prag“.
Schön fand ich auch den Sprachwitz des Autors und seine vielen persönlichen Anekdoten. Im Buch verstreut findet man immer wieder wunderbare Geschichten, die mich zum Lachen gebracht und mir zudem viel Wissen über Prag und Tschechien vermittelt haben.
Der Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf Prag, zwar werden auch andere tschechische Orte wie Brno und Karlovy Vary ausführlicher erwähnt, aber die meisten Informationen werden zur Hauptstadt gegeben.
Martin Becker: Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien. Piper Verlag, 2016, 224 Seiten; 15 Euro.
Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Tschechien und Slowakei“ im Juli 2019.