„Mir war bewusst, dass alle hier eine Show abzogen und es eine Weile dauern würde, bis irgendetwas passierte, das ich glauben konnte.“ (Seite 65)
Der zehnjährige Max verbringt den Großteil seiner Kindheit mit seinem verschrobenen, aber gutmütigen Großvater, hilft auf dem Bauernhof der Großeltern, erlebt eine idyllische Kindheit.
Doch Max‘ Eltern, die immer unterwegs sind und sich kaum um ihren Sohn kümmern, entschließen sich, den Jungen in ein angesehenes Internat nach England zu schicken. Dort herrscht ein strenges Regiment: Man darf nicht telefonieren, es gibt Bestrafungen und Schikanen durch Mitschüler und Lehrer.
Jahre später lebt Max ein Leben voller Drogen und Alkohol, und dann holen ihn die Erinnerungen an die Internatszeit wieder ein, als ein bislang gut gehütetes Geheimnis öffentlich gemacht wird.
Ich mag Geschichten, die in Internaten spielen, weil dabei oft eine besondere Stimmung vermittelt wird, die irgendwo zwischen unheimlich und düster, heimelig und faszinierend rangiert.
So ist das auch bei English Monsters, das mich von Anfang an gefesselt und begeistert hat, das zum Teil in der stimmungsvollen Kulisse des Internats spielt, bei dem man von der ersten Seite an das Gefühl hat, dass hier ein Abgrund lauert.
Die Stimmung im Buch ist oft beklemmend und düster, viele Schilderungen drehen sich um Tragödien und Entmenschlichung, Abwertung und Verletzung, Bestrafungen und Ungerechtigkeiten, aber auch um Freundschaft, Loyalität und menschliche Wärme.
English Monsters wird stringent und spannend erzählt, lässt sich flüssig lesen, ist beinahe durchweg packend und alles in allem ein eindringlicher Roman.
James Scudamore: English Monsters. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. hanserblau, 2021, 464 Seiten; 22 Euro.