„Gott ist überall, empfängt aber nur in Buenos Aires.“ (Seite 43)
Lisa Franz vermietet ihre Kölner Wohnung, löst ihr Büro und ihr Fotostudio auf und geht für ein Jahr nach Buenos Aires.
In ihrem Buch erzählt sie von Blumen- und Zeitungsständen, Tango und Milongas, Korruption und Slums, Mate und Fernet-Coca, piropo und Wohnungssuche, Carlos Gardel und Astor Piazzolla, Sprache und Interpretation, Spülkasten und Schmiergeld, Ureinwohnern und Sklaverei, Gauchos und Rindern, Münzbeschaffungsproblem und öffentlichen Verkehrsmitteln, Jorge Luis Borges und One-Shower-Fotoprojekt, Drogen und Gewalt, Adolf Eichmann und Die Toten Höschen, Psychotherapie und sokratischem Dialog, Fußball und Politik, Patagonien und Stadtrundfahrt.
Ich habe schon einige Bücher aus der Reihe Ein Jahr in xxx gelesen, und auch bei Franz‘ Buch hat mir gefallen, dass man auf lebendige Weise eine fremde Stadt kennenlernt, gemeinsam mit der Autorin unbekanntes Terrain erkundet, die Besonderheiten eines Ortes durch die Augen einer Zugezogenen entdeckt.
Franz versetzt den Leser sofort nach Buenos Aires, man ist von der ersten Zeile an mitten im Geschehen, spürt das besondere Flair der Stadt, riecht, schmeckt, hört die Stadt, sieht die argentinische Metropole regelrecht vor sich.
Ich empfand das Buch als sehr stimmungsvoll und sehr informativ, und der Leser bekommt auf wenigen Seiten Einblicke in den argentinischen Lebensstil, die Besonderheiten des Landes und das Temperament der Argentinier.
Nichtsdestotrotz hat mich das Buch nicht vollends mitreißen können, und manche Ausführungen empfand ich als zu ausufernd und zu wenig fesselnd. Als ersten Einstieg ins Thema Argentinien und als Reisevorbereitung eignet sich Ein Jahr in Buenos Aires meiner Meinung nach aber ausgezeichnet.
Lisa Franz: Ein Jahr in Buenos Aires. Reise in den Alltag. Herder, 2012, 191 Seiten; vergriffen (antiquarisch erhältlich).
Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Argentinien und Chile“ im März 2019.